<331>gen und seiner Dummheit angemessen ist. Meine angeführten Beweise sind von den Beispielen entlehnt, die uns die Geschichte liefert; es gilbt aber noch andre, die mir noch stärker scheinen, die von der Beschaffenheit der Menschen und von den Hindernissen hergenommen sind, die eine tägliche und nothwendige Arbeit dem großen Haufen der Erdbewohner in den Weg legt, sich so aufzuklären, und sich über die Vorurtheile der Erziehung wegzusetzen. Wir wollen den ersten besten Staat annehmen; er soll zehn Millionen Einwohner haben; von diesen zehn Millionen rechnen wir sogleich ab die Landleute die Manufakuristen, die Handwerker und die Soldaten, so bleiben ungefähr noch fünfzig tausend Menschen, sowohl männlichen als weiblichen Geschlechts, von diesen wollen wir fünf und zwanzig tausend für das weibliche Geschlecht abziehen, so wird der Ueberrest den Adel und den besseren Theil des Bürgerstandes ausmachen. Nun lassen Sie uns einmal untersuchen, wie viel von diesen Unthätige, wie viel Einfältige darunter sind, wie viel Kleinmüthige und wie viel Wollüstlinge. Aus dieser Berechnung wird sich ungefähr ergeben, daß bei einer sogenannten kultivirten Nation von zehn Millionen Menschen sich kaum tausend Gelehrte befinden, und wie sehr sind diese wieder in Rücksicht ihres Genies verschieden? Gesetzt nun aber, es sei möglich, daß diese tausend Philosophen durchgehends gleicher Meinung und gleich frei von Vorurtheilen wären; was für Wirkung werden ihre Lehren auf das Volk haben? Wenn acht Zehntel der Nation mit dem Lebensunterhalt so beschäftigt sind, daß sie nicht lesen; wenn ein anderes Zehntel, aus Leichtsinn, aus Liederderlichkeit, aus Albernheit, sich nicht anstrengt, so folgt, daß die wenige gesunde Vernunft, deren unser Geschlecht fähig ist, sich nur bei dem kleinsten Theile der Nation befinden kann; daß die Uebrigen derselben nicht fähig sind, und daß daher die wunderbaren Systeme bei dem großen Haufen stets den Vorzug haben werden. Diese Betrachtungen machen