Januar 1779.

A.

Januar 1779

Der König in Breslau; schenkt den verschämten Armen der Stadt eine bedeutende Summe.

B.

Januar 1779

Auf Befehl des Königs waren in dem diesjährigen Preußischen<195> Kalender alle abergläubische Sachen, als : die Aspecten, die Angaben der Tage, wann "gut Aderlassen," "Haarabschneiden" etc., auch aller rother Druck weggeblieben, dagegen waren andere nützliche Nachrichten etc. darin aufgenommen worden.

9. Januar 1779

Der Prinz von Hohenlohe vertreibt die Oestreicher aus Dobersdorf und Pilgersdorf (bei Jägerndorf), und macht 1 Major, 1 Lieutenant und 8 Mann zu Gefangenen.

11. Januar 1779

12. Januar 1779

Kleine Gefechte in der Gegend von Jägerndorf, wobei die Oestreicher aus mehreren Dörfern vertrieben werden.

14. Januar 1779

Der General von Wunsch rückt aus dem Glatzischen nach Zuckmantel, um die sich daselbst sammelnden Oestreicher zu vertreiben. Er erobert 4 Schanzen und die Stadt, tödtet viel Feinde, macht einige Gefangene und kehrt nach Glatz zurück.

17. Januar 1779

Der Oestreichische General-Feldmarschall von Wurmser rückt in 4 Kolonnen über Giessiebel, Levin, Deutsch-Czerwenay und Cronstadt mit einem starken Corps in die Grafschaft Glatz ein.

18. Januar 1779

Mit Anbruch des Tages bemächtigen sich zwei Kolonnen von dem Corps des Oestreichischen Generals von Wurmser der Stadt Habelschwerdt, und nehmen, nach äußerst tavferm Widerstand der Besatzung, außer dem General, Prinzen von Hesscn-Philippsthal, 24 Officiere und 714 Mann gefangen. Eine dritte Kolonne greift das Blockhaus bei Schwedeldorf an und erobert es. Der aus der Festung Glatz herbeieilende Succurs wird von der vierten Kolonne zurückgedrängt. Hierbei, und bei der Erobernng, winden noch 15 Officiere und 335 Mann zu Gefangenen gemacht; in Habelschwerdt nahmen die Feinde 10 Fahnen und 3 Kanonen 195-+.

<196>

19. Januar 1779

Stirbt der Oberst Johann Friedrich von Balbi, 79 Jahr alt. (Siehe II. Abthl., S. 275-283).

24. Januar 1779

Bei der Königin in Berlin wird das Geburtsfest des Königs gefeiert.

Februar.

A.

Februar 1779

Der König in Breslau.

4. Februar 1779

Von Breslau über Schweidnitz nach Reichenbach.

16. Januar 1779

oder 17ten. Von Reichenbach nach Silberberg. Ihm folgen mehrere Truppen.

25. Februar 1779

Der König an von Catt :

- etc. - "Ich glaube wohl wie Sie mir sagen, daß der Friede Jedermann Vergnügen macht, denn der Edelmann, der Bürger und der Bauer haben keinen Gewinn, sondern lauter Verlust, so lange der Krieg dauert, allein dieser Krieg und dieser Friede waren nichts, als Armseligkeiten eines Mannes, der keine Kräfte, kein Feuer mehr hat. Ich habe mir oft die Verse aus dem Boileau zugerufen : Malheureux laisse en pais, ton cheval vieillissant. De peur que tout à coup essouffleé, sans haleine, Il ne laisse en tombant son maître sur l'arène.

Leben Sie wohl, mein Bester. etc."

B.

4. Februar 1779

General von Möllendorf bricht in Böhmen ein und nimmt das große Magazin in Brix weg.

10. Februar 1779

Stirbt in Berlin der Banquier Zacharias Veitel Ephraim. Er war einer der Münzpächter und Entrepreneur der Gold- und Silbermanufaktur, der Sammt- und mehrerer anderer Fabriken.

16. Februar 1779

17. Februar 1779

Die Königliche Armee nähert sich der Grafschaft Glatz, und der General von Lestewitz rückt mit einigen Regimentern bis Neurode vor, worauf die Oestreicher Habelschwerdt und Wünschelburg räumen, jedoch die Posten bei Reinertz, Rückerts und Levin noch besetzt halten.

18. Februar 1779

Der Preußische General von Wunsch besetzt Habelschwerdt<197> wieder, und der General von Anhalt nimmt Braunau, wo er 2 Officiere und 52 Gemeine zu Gefangenen macht.

25. Februar 1779

Stirbt in Berlin der berühmte Philosoph Johann George Sulzer, 59 Jahr alt. (Nicolai giebt irrig den 27sten an).

28. Februar 1779

Die Oestreicher, unter Graf Olivier Wallis, greifen das Städtchen Neustadt an, um das Regiment Prinz von Preußen, welches darin zur Besatzung lag, aufzuheben, und schießen dabei den Ort in Brand. Das Regiment zog sich zurück, und da bald Preußischer Seits Succurs anlangte, mußten sich die Oestreicher zurück ziehen, ohne ihren Zweck erreicht zu haben.

März.

A.

März 1779

Der König in Silberberg.

7. März 1779

In Breslau.

B.

März 1779

Es wird ein Waffenstillstand zwischen Preußen und Oestreich geschlossen, der nach Verschiedenheit der Standorte der Armee den 7ten, 8ten und 10ten seinen Anfang nehmen soll.

10. März 1779

Die zu den Friedensunterhandlungen Bevollmächtigten versammeln sich in Teschen. Es waren folgende : Von Preußen : der Freiherr von Riedesel; von Oestreich : Graf Cobenzl; von Rußland : Fürst Repnin; von Frankreich von Breteuil; von Sachsen Graf von Zinzendorf; von Kur-Pfalz; Graf von Thörring-Seefeld; von Pfalz-Zwei-Brück : Freiherr von Hohenfels.

April.

A.

April 1779

Der König in Breslau. Während seines Aufenthalts in dieser Stadt war seine Erholung von den Arbeiten der Staatsgeschäfte, die Unterhaltung über wissenschaftliche Gegenstände mit einigen dasigen Gelehrten, als: dem Professor Garve<198> und dem Rector Arletius vom Elisabethanischen Gymnasium.

Garve hat seine Unterredungen nicht bekannt gemacht, erwähnt ihrer aber in der Vorrede zu seinem Buche : "Fragmente zur Schilderung des Geistes etc. Friedrich's des Zweiten etc." Seite III-VII. Unter andern sprach der König mit ihm über Cicero, und foderte ihn auf, dessen Schrift : "von den Pflichten," zu übersetzen, und gab zugleich die Art der Anmerkungen an, die er hinzufügen sollte. (Briefe von Garve an Weiße, I. 149). Anfangs Novbr. 1783 hatte Garve das Werk beendigt und dem König überschickt, der ihm unter dem 25sten desselben Monats in einem Schreiben seinen Beifall darüber zu erkennen gab. Von des Arletius, eines Gelehrten von altem Schlage und großen Sonderlings, Unterredungen mit dem König sind nur Einzelnheiten bekannt. Einmal nannte er dem König einige Namen aus der alten dunkeln Slavischen und Böhmischen Geschichte, und als der König diese unbekannt fand, sagte er: "Das wundert mich, Ew. Majestät haben ja die Mémoires de Brandenbourg geschrieben." Ein ander Mal behauptete er, es sei ein Fehler, das D. G. (Dei gratia) auf den Münzen wegzulassen 198-+, wie seit Sr. Majestät Regierung geschehen, und als der König dagegen bemerkte, daß sich das D. G. auch nicht auf den Münzen der alten Kaiser befände, erwiederte er: "Ja, das waren auch Heiden." Der König schenkte ihm, da er ihn irrig für arm hielt, weil er nur ein sehr mäßiges Gehalt hatte, 20 Stück Friedrichsd'or, und wiederholte dies Geschenk jedes Mal, wenn er nach Breslau zur Revue kam. Von diesem Golde hat Arletius kurz vor seinem Tode eine Medaille prägen lassen, wovon sich ein Exemplar bei der Münzsammlung der Bibliothek des gedachten Gymnasiums, deren Vorsteher er war, befindet. Dem Stempelschneider

<199> hatte er ausdrücklich befohlen, daß er ja das Dei gratia vor dem Titel des Königs nicht vergessen solle. Er ist im Januar 1784 gestorben und hat sein ganzes nicht unbedeutendes Vermögen - etwas über 10000 Thlr. - der Elisabethschule vermacht, um von den Zinsen die Gehalte der Lehrer zu verbessern und ihre Wittwen und armen Töchter zu unterstützen. Auch ein Stipendium hat er gestiftet, und etwas zur jährlichen Vermehrung der Rhedigerischen Bibliothek, die auch viele Bücher erhielt, ausgesetzt.

Mit dem Minister von Herzberg unterhielt sich der König mehrmals über wissenschaftliche Gegenstände, und äußerte einmal, wie er zweifle, daß Tacitus im Deutschen so kurz wie im Französischen übersetzt werden könne, ferner, daß die alten Gothen aus Schweden gekommen wären, und daß die Arsakischen Könige der Parther in der alten Geschichte eine sehr große Rolle und fast mehr wie die Deutschen gespielt hätten. Der Minister von Herzberg nahm davon Gelegenheit, dem König eine Französische und Deutsche Übersetzung des XXXVII. und des XLIV. Kapitels aus Tacitus Buch : "Von dem alten Deutschland" zu übersenden, wobei das Lateinische Original der Übersetzung zur Seite beigefügt war. Er schrieb zugleich Folgendes an den König: "Ich nehme mir die Freiheit, Ew. Majestät ein Kapitel aus Tacitus Germanien vorzulegen, das ich ins Deutsche und Französische übersetzt habe. Wie mich dünkt, giebt die Deutsche Uebersetzung der Französischen weder in der Präcision noch in der Reinheit etwas nach. Dies Kapitel beweist zugleich, wie sehr Tacitus die Deutschen den Parthern und den Arsakiden vorzog; auch läßt sich daraus zeigen, daß die Gothen, die Suewen oder Vandalen, die Longobarden, die Angeln, die Rugier, die Heruler und andere Völker, welche in der Folge das Römische Reich umstürzten, zwischen der Elbe und der Weichsel, also gerade in den Gegenden gewohnt haben, die jetzt Ew. Majestät Herrschaft unterworfen sind.

<200>

Ich hoffe, Dieselben werden mir verzeihen, daß ich so dreist bin, Ihnen diesen kleinen Versuch vorzulegen.

Breslau, den 29. April 1779.
Herzberg."

Schon nach einer halben Stunde schickte der König diesen Brief an den Minister zurück, und hatte folgende Marginal-Antwort eigenhändig beigefügt: "Ich habe den Versuch einer Uebersetznng des Tacitus, die Sie mir zuschicken, gelesen; dagegen läßt sich gar nichts sagen; aber er enthält nur eine Beschreibung von den Sitten der Deutschen; und so etwas ist nicht schwer zu übersetzen, wohl aber sein lehrreicher (sentenieux) und kräftiger Styl, mit welchem er in wenig Worten die Charaktere und Laster der Römischen Kaiser zeichnet. An dem Leben des Tiberius, des Claudius, mögen die Uebersetzer sich versuchen. Die lakonische und zugleich malerische Schreibart darin, durch die er mit wenig Worten so Viel sagt - die verdient von unsern Schriftstellern nachgeahmt zu werden. Wenige Worte und viel Sinn! das sollten sie sich bei ihren Arbeiten zum unverbrüchlichen Gesetz machen. Quot verba tot pondera. Ich bitte Sie um Verzeihung, daß meine Ignoranz so dreist ist, vor Ihrer Sapienz Latein anzuführen. Doch ich hoffe, Sie werden mir meine Anmaßung vergeben.
Friedrich."

(Huit Dissertations que le Comte de Herzberg etc. a lues dans les assemblées pupliques de l'Academie Royale etc. de Berlin etc. p. 39).

Mai.

A.

Mai 1779

Der König in Breslau. Von hier muß der König eine Reise nach Ober-Schlesien etc. gemacht haben, wovon jedoch mir folgende Angaben auszumitteln gewesen sind.

<201>

19. Mai 1779

In Pleß 201-+.

21. Mai 1779

In Kreuzburg. Hier unterhält sich der König mit dem Stadtund Armenhaus-Direktor J. P. Holzmann ausschließlich über die innere Einrichtung des auf Königliche Kosten in den Jahren 1777-1778 erbauten Armenhauses (s. 1. Abthl. S. 138), und auf das Ansuchen des Direktors, daß der König die Einrichtung und besonders das Manufakturwesen in Augenschein nehmen möchte, antwortete er: "Die Schwäche meiner Beine macht mir das Treppensteigen zu beschwerlich 201-++."

?? Mai 1779

In Breslau.

27. Mai 1779

Ankunft in Berlin. Er läßt sogleich den Geh.-Rath de Launay rufen, um sich von ihm über den Gang der Geschäfte etc. Bericht abstatten zu lassen 201-+++.

Der König stattet der Prinzessin Amalie einen Besuch ab, und speist nach seiner Zurückkunft in seinen Zimmern.

<202>

30. Mai 1779

Nach Charlottenburg mit der Königin und sämmtlichen Prinzen und Prinzessinnen. Nach der Tafel kehren diese Herrschaften nach Berlin zurück, der König bleibt in Charlottenburg.

31. Mai 1779

Die Prinzessin Amalie nach Charlottenburg zur Tafel, und nach derselben kehrt sie nach Berlin zurück.

B.

13. Mai 1779

Abschluß des Friedens zu Teschen, zwischen Preußen und Oestreich (Herzberg Recueil II. 267-291, auch in den Berliner Zeitungen mitgetheilt). In den Hauptsachen, wegen deren sich der Krieg entsponnen hatte, erreichte der König seinen Zweck; Oestreich entsagte dem am 3. Januar 1778 mit dem Kurfürsten von der Pfalz über die Erbfolge in Baiern errichteten Vertrag, und in Betreff der Ansprüche auf große Landestheile begnügte es sich mit einem Theil derselben. Der König hatte nichts dabei erworben, was auch nicht, seine Absicht gewesen war, bloß weil man bei den ersten Unterhandlungen Oestreichischer Seits den dereinstigen Heimfall der Fränkischen Fürstenthümer Ansbach und Baireuth an das Kurhaus dem Könige hatte in Anrechnung bringen wollen, so ließ sich der König diesen an sich schon nicht zu bestreitenden Heimfall im 10. Artikel des Teschener Friedenstraktats ausdrücklich zusprechen.

18. Mai 1779

Stirbt in Potsdam der Feldprobst Karl Andreas Friedrich Balke in einem Alter von 60 Jahren. Er hatte in der Schlacht bei Roßbach tapfer mit gefochten, als der König dies lange Zeit nachher durch den General von Seydlitz erfuhr gab er ihm zur Belohnung die eben erledigte Stelle eines Feldprobstes.

22. Mai 1779

Der Friedensschluß zu Teschen wird mit großen Solennitäten in Berlin bekannt gemacht, und von einem Herold in prächtiger Römischer Kleidung an mehreren Stellen der Stadt ausgerufen. (Berliner Zeitung Nr. 62).

26. Mai 1779

Der Minister von Finkenstein kam aus Breslau nach Berlin zurück.

<203>

28. Mai 1779

Der Prinz Heinrich kommt aus Sachsen und der Minister von Herzberg aus Breslau in Berlin an.

Juni.

A.

Juni 1779

Der König in Charlottenburg.

2. Juni 1779

Nach Potsdam (Sanssouci).

6. Juni 1779

Der König an d'Alembert: "Ich habe zwei Ihrer Briefe nebst den Lobschriften auf einige Akademisten, so auch die kleine Schrift, welche Sie dem Andenken des Lord Marshall gewidmet haben 203-+, wofür ich Ihnen danke, erhalten. Ich habe nicht Zeit gehabt, alles zu lesen, weil ich nur eben erst ankomme. Mein Geist ist noch ganz von einem aus Staatskunst und Geldgeschäften zusammengesetzten Schlamm besudelt und muß sich erst durch ein gesetzmäßiges Bad im Wasser der Hippokrene reinigen, ehe er sich am Hofe Apolls vor den neun Musen zeigen darf, und ehe er über Werke, wie die Ihrigen, Betrachtungen anstellt. etc. Mein armes Gehirn ist vierzehn Monate hindurch von Stürmen erschüttert worden; alle Spuren der Künste sind in demselben verwischt, und die Ideen liegen über einander gestürzt da, durch eine Menge Einrichtungen, Plane, Unterhandlungen und Geschäfte jeder Art, womit ich mich aus Nothwendigkeit beschäftigen mußte. Der wilde Eurus und der stürmische Boreas sind durch einen Schlag mit dem Dreizack des Französischen Neptuns und dessen weiser Räthe beruhigt worden, aber wenn auch die Fluthen meines Geistes, nach lange anhaltenden Stürmen keine Wogen mehr bis zum Himmel hinauf schlagen, so bleibt dennoch ihre Oberfläche mit Furchen durchpflügt, bis völlige Meeresstille ihre Bewegung hemmt. Da haben Sie Dichtersprache, die sich besser in eine Ode<204> schickt, als in einen Brief. Ich kann es aber nicht ändern, mein lieber Mathematiker; Sie werden schon diese abgenutzte Vergleichung hinunterschlucken müssen, denn ich weiß in diesem Augenblick sie durch nichts Besseres zu ersetzen. Ich werde so alt und baufällig, daß ich zu nichts mehr tauge. Nicht Jedermann ist wie Fontenelle oder Voltaire oder der gute verstorbene Lord Marshall, welche sämmtlich die Starke und Lebhaftigkeit ihres Geistes in einem noch höhern Alter behielten, als zu welchem die Condé und Marlborough gelangten, die am Rande ihres Grabes kindisch waren. Bald wird es mir wie diesen Letzteren gehen, und wie Swift, den seine Bedienten für Geld zeigten. Und Don Joseph wird sagen: er hat es wohl verdient, von Joseph und wieder von Joseph, wenn man mit einem Mathematiker spricht, der sich so wenig um die Insekten bekümmert, die sich auf dieser lächerlichen Kugel einander zerfleischen, als wir andern Einfältigen uns um den fünften Mond des Saturns. etc."

20. Juni 1779

Schrieb und beendigte der König die "Denkwürdigkeiten des Krieges von 1778." (H. W. V. 185-304).

Die Generale von Buddenbrock und von Möllendorf, Prinz Friedrich von Braunschweig, der Minister von Finkenstein, Geheime-Rath Brenkenhof, und der Prinz Karl von Hessen, Dänischer General-Feldmarschall, in Potsdam.

Juli.

A.

Juli 1779

Der König in Potsdam (Sanssouci).

23. Juli 1779

Der König reiset Morgens um 5 Uhr mit dem General, Grafen von Görtz, den er zu sich in den Wagen nahm, nach dem im Rhinlug bei Neustadt a. d. D. neu angelegten Kolonien. Die Reise ging über Fahrland, Dürotz, Wustermark, Nauen, Königshorst, Seelhorst, Dechdau, Fehrbellin, Walchow,<205> Protzen, Manker, Garz, Barsichow, Bückewitz, Neustadt a. d .D., Siebersdorf, Klausiushof, Brenkenhof (3 Kolonien) bis zu den Bergen bei Stöllen. Hier stieg der König aus und übersah sämmtliche Kolonien, alsdann fuhr er weiter über Hohennauen nach Rathenow, wo er Nachmittags um 3 Uhr ankam und bis zum andern Morgen blieb.

Auf dieser Tour hatten die bekannten Unterredungen mit dem Hauptmann von Rathenow auf Karwese, dem Förster Brand und Oberamtmann Fromm Statt 205-+. In Protzen stieg der König aus und sprach mit dem daselbst sich zufällig aufhaltenden General von Zieten, so auch mit dem General von Kleist und dem Amtsrath Klausius.

24. Juli 1779

Von Rathenow reiste der König noch weiter ins Magdeburggische, besah einige Brücher, die noch urbar gemacht werden sollten, und kehrte über Ziesar und Brandenburg nach Potsdam zurück, wo er Nachmittags um 4 Uhr ankam.

?? Juli 1779

Die Generale von Saldern und von Thüna, Minister von Finkenstein und Freiherr von Riedesel in Potsdam.

B.

8. Juli 1779

Edict, daß die Dienste der Unterthanen durch Reglements und Urbarien bestimmt werden sollen.

August.

A.

1. August 1779

Der König in Potsdam (Sanssouci).

<206>

11. August 1779

Der Kur-Pfälzische Gesandte, Graf von ThörringSeefeld, und der Pfalz-Zweibrückische Gesandte, Baron von Hohenfels, beim König, welcher jeden mit einer Tabatiere von hohem Werth und mit dem Portrait des König geziert beschenkt. Sie waren jetzt vom Minister von Finkenstein eingeführt worden und Bevollmächtigte beim Teschner Frieden gewesen.

25. August 1779

Die reg. Herzogin von Braunschweig, Philippine, Schwester des Königs, der Prinz Friedrich von Braunschweig und dessen Gemalin, und die Prinzessin Amalie nach Potsdam zum König; sammtliche Herrschaften logiren im neuen Schloß in Sanssouci.

Der Minister von Sacken zum König nach Potsdam.

26. August 1779

Concert im neuen Schloß.

28. August 1779

Opera buffa.

31. August 1779

Kabinetsordre, unmittelbare Entscheidungen (Machtsprüche) betreffend. (S. oben unter Dezember 1774).

September.

A.

September 1779

Der König in Potsdam (Sanssouci).

?? September 1779

In den ersten Tagen dieses Monats gehen die Braunschweigischen Herrschaften nach Berlin, desgl. die Prinzessin Amalie.

5. September 1779

Kabinetsordre des Königs an den Minister von Zedlitz. "Mein lieber Etats-Minister Freiherr von Zedlitz. Da Ich gewahr geworden, daß bey den Schuhl-Anstalten noch viele Fehler sind, und daß besonders in den kleinen Schuhlen, die Rhetoric und Logic, nur sehr schlecht oder nicht gelehrt wird, dieses aber eine vorzügliche und höchst nothwendige Sache ist, die ein jeder Mensch, in jedem Stande, wissen muß, und das erste Fundament, bey Erziehung der jungen Leute sein soll, denn wer zum besten raisoniret, wird immer weiter kommen, als einer der falsche consequences ziehet : So habe Euch hierdurch, Meine eigentliche Willens Meinung da<207>hin bekannt machen wollen: Wegen der Rhetoric, ist der Quintilien, der muß verdeutschet, und darnach in allen Schuhlen informiret werden, sie müssen die jungen Leute traductions, und discourse selbst machen lassen, daß sie die Sache recht begreiffen, nach der Methode des Quintilien, man kann auch ein Abregé daraus machen, daß die jungen Leute, in den Schuhlen, alles desto leichter lernen, denn wenn sie nachher auf Universitaeten sind, so lernen sie davon nichts, wenn sie es nicht aus den Schuhlen schon mit dahin bringen: Zum Unterricht in der Logic, ist die beste im teutschen, von Wolff : solche ist wohl ein bisgen weitläuftig, aber man kann sie abregiren lassen: die ersten Schuhlen sind immer Schuld' dran, wenn die jungen Leute nichts lernen: die Lehrer lassen die jungen Leute nicht selbst arbeiten, sondern sie herumlaufen, und halten sie nicht genug zum lernen an: Lateinisch müssen die jungen Leute auch absolut lernen, davon gehe Ich nicht ab, es muß nur darauf raffinirt werden, auf die leichteste und beste Methode, wie es den jungen Leuten am leichtesten beizubringen; Wenn sie auch Kaufleute werden, oder sich zu was andern widmen, wie es auf das Genie immer ankommt, so ist ihnen das doch allezeit nützlich, und kommt schon eine Zeit, wo sie es anwenden können. In Joachimsthal, und in die andern großen Schuhlen, muß die logic durchgehends gründlich gelehrt werden, auch in den Schuhlen der kleinen Städte, damit ein jeder lernt einen vernünftigen Schluß machen, in feinen eignen Sachen: das muß sein: die Lehrer müssen sich auch mehr Mühe geben mit dem Unterricht der jungen Leute, und darauf mehr Fleiß wenden, und mit wahrem Attachement der Sache sich widmen, dafür werden sie bezahlet, und wenn sie das nicht gebührend thun, und nicht ordentlich in den Sachen sind, und die jungen Leute negligiren, muß man ihnen auf die Finger klopfen, daß sie besser attent werden: die Rhetoric nach den Quintilien und die logic, nach dem Wolff, aber<208> ein bisgen abgekürzt, und das lateinische nach den Autoribus classicis, muß mit den jungen Leuten durchgegangen werden, und so müssen sie unterrichtet werden, und die Lehrer und Professores, müssen das lateinische durchaus wissen, so wie auch das Griechische, das sind die wesentlichste Stücken mit, daß sie das den jungen Leuten recht gründlich beibringen können, und die leichteste Methode dazu ausfündig zu machen wissen : Ihr müsset daher, mit der Schuhl-Verbesserung in den großen Städten, als Königsberg, Stettin, Berlin, Breslau, Magdeburg etc. zuerst anfangen: Auch ist die Elisabeth-Schuhle zu Breslau, wo junge Leute gezogen werden, die hernach zu Schichtmeisters genommen werden können: bei den kleinen Schuhlen muß erst angefangen werden, denn da wird der Grund gelegt, die jungen Leute mögen hiernächst auf einen Juristen, Professor, Secretair, oder was es ist studiren, so müssen sie das alles, auch lateinisch wissen : Eine gute teutsche Grammatic, die die beste ist, muß auch bei den Schuhlen gebraucht werden, Es sei nun die Gotschedsche oder eine andere, die zum Besten ist :

Von großen Nutzen würde es sein, wenn die jungen Leute, so in einem Schuhlhause beständig beysammen wären, wofür die Eltern was gewisses bezahlten, so würden sie weit mehr lernen, als wenn sie zu Hause sind, wo sie die Eltern nur herum lauffen lassen: Wie im Joachimsthal, da können sie gut studiren, da sind sie immer bei einander: die rhetoric und logic ist für alle Stände, alle Menschen haben sie gleich nöthig, nur muß die methode des Unterrichts ein bisgen reformiret werden, damit die jungen Leute besser lernen : Und wenn ein Lehrer oder Professor, darin sich hervorthut, so muß man denn sehen, wie man dergleichen Lehrer auf irgend eine Arth avantagiret, daß sie aufgemuntert und die andern gereitzet werden, sich auch zu befleißigen, daß sie nicht so grob sind: die Autores classici müssen auch alle ins teutsche übersetzet werden, damit die jungen Leute eine<209> idée davon kriegen, was es eigentlich ist : sonsten lernen sie die Worte wohl, aber die Sache nicht: die guten Autores müssen vor allen übersetzet werden ins teutsche, als im Griechischen und lateinischen, der Xenophon, Demosthen, Salust, Tacitus, Livius, und von Cicero alle seine Werke und Schriften, die sind alle sehr gut, desgleichen der Horatius und Virgil, wenn es auch nur in Prosa ist : Im Französischen sind auch excellente Sachen, die müssen ebenfalls übersetzet werden; Und wenn denn die jungen Leute was gearbeitet haben, so muß das gegen die teutsche Übersetzung gehalten, und ihnen gewiesen werden, wo sie unrechte Wörter angebracht, und gefehlet haben : Gegenwärtig geschieht der Unterricht nur schlecht, und es wird nicht genug Attention auf die Erziehung in den Schuhlen gewant, drum lernen die Kinder auch nicht viel, die erste Fundamente sind nicht nutze: Wer zum besten raisoniren kann, wird immer zum weitesten kommen, besser als der, der nur falsche Schlüsse ziehet : Vor junge Leute, die beim commerce gehen wollen, sind so ein Hauffen gute Bücher, woraus sie das commerce einer jeden Nation in der ganzen Welt kennen lernen können : für Leute, die Officiers werden, ist die histoire nöthig, auch für andere Leute, und zwar muß solche gleich zum Anfang gelehrt werden: denn es sind abregés genug davon da, anfänglich muß man sie nur kurz unterrichten, und bei den alten Zeiten nicht zu lange sich aufhalten, doch so, daß sie eine Kenntniß von der alten Geschichte kriegen: Aber in den neueren Zeiten, da muß man schon etwas genauer damit gehen, damit die jungen Leute solche gründlich kennen lernen, und das gehet auch spielend an : In Ansehung der Geometrie, da sind schon andere Mittel, um ihnen solche zu lernen: Und was die Philosophie betrifft, die muß von keinen Geistlichen gelehret werden, sondern von Weltlichen, sonsten ist es eben so, als wenn ein Jurist einem Officier die Kriegskunst lehren soll : Er muß aber alle Systems mit<210> den jungen Leuten durchgehen, und durchaus keine neue machen : Von der metaphysic müssen Sie auch was durchgehen : Aber vom Griechischen und lateinischen gehe Ich durchaus nicht ab, bey dem Unterricht in den Schuhlen : Und die logic ist das allervernünftigste, denn ein jeder Bauer muß seine Sachen überlegen, und wenn ein jeder richtig dächte, das wäre sehr gut : die rhetoric muß den jungen Leuten, wie schon gesagt, ebenfalls gründlich beigebracht werden : Man muß auch darauf Acht geben, daß die Kinder fleißig in die Schule kommen, und wenn das nicht geschiehet, muß das den Vätern und Eltern gemeldet werden, daß sie sie dafür strafen, denn warum schicken sie sonst die Kinder in die Schuhle, als daß sie was lernen sollen, sonst können sie sie ja nur zu Hause behalten : Daß die Schulmeister aufm Lande, die relgion und die moral, den jungen Leuten lernen, ist recht gut, und müssen sie davon nicht abgehen, damit die Leute bei ihrer religion hübsch bleiben, und nicht zur Katholischen übergehen, denn die Evangelische religion ist die beste, und weit besser wie die Katholische, darum müssen die Schuhlmeister sich Mühe geben, daß die Leute attachement zur religion behalten, und sie so weit bringen, daß sie nicht stehlen, und nicht morden : Diebereyen werden indessen nicht aufhören, das liegt in der Menschlichen Natur: denn natürlicher Weise ist alles Volck diebisch, auch andere Leute, und solche, die bey den Cassen sind, und sonst Gelegenheit dazu haben : Im Lauenburgschen und Bütowschen, ist es noch mehr, wie an andern Orthen nöthig, die education der Kinder, in einer beßern Ordnung zu bringen, denn da fehlt es noch sehr daran : Im Altenburgschen ist eine sehr gute Erziehung, die Leute sind da alle so ordentlich und vernünftig : Wenn man von daher könnte Schuhlmeister kriegen, die nicht so theuer wären, so würde das sehr gut sein : Ihr werdet sehen, wie das zu machen steht : sonsten ist es auf dem platten Lande genug, wenn sie ein bisgen lesen und<211> schreiben lernen, wißen sie aber zu viel, so laufen sie in die Städte, und wollen Secretairs und so was werden : deshalb muß man aufm platten Lande, den Unterricht der jungen Leute so einrichten, daß sie das nothwendige, was zu ihrem Wissen nöthig ist, lernen, aber auch in der Arth, daß die Leute nicht aus den Dörfern weglauffen, sondern hübsch arbeiten : Nach dieser Meiner Willens Meinung und Vorschrift werdet Ihr daher bemüht sein, alles in den Schuhlen besser einzurichten, und zu reguliren, damit Meine Landes-Väterliche Intention, bestens erreichet wird. Ich bin übrigens Euer Wohl affectionirter König."

Potsdam, den 5. September 1779.
Friedrich.

11. September 1779

Die regierende Herzogin von Braunschweig von Berlin, wo sie Besuche bei der Königin, der Prinzessin Ferdinand etc. abgestattet hatte, nach Potsdam zurück.

14. September 1779

Der König nach Berlin, besucht die Prinzessin Amalie, dann nach dem Gesundbrunnen, wo er übernachtet.

15. September 1779

Ganz früh nach dem Wedding, zu den Uebungen der Artillerie, dann nach Potsdam.

21. September 1779 bis 23. September 1779

Bei den Kriegsübungen bei Potsdam.

26. September 1779

Der König von Potsdam nach Friedrichsfelde, zur Taufe des daselbst am 16ten dem Prinzen Ferdinand gebornen Prinzen. Der König war Taufzeuge, hielt selbst den Prinzen über die Taufe und gab ihm die Namen : Friedrich Wilhelm Heinrich August. Die übrigen Taufzeugen waren: die Königin, die Kaiserin von Rußland, die verwittwete Prinzessin von Preußen, Prinz und Prinzessin von Preußen, der Prinz Heinrich, die Prinzessin Amalie, die regierende Herzogin von Braunschweig, und mehrere nicht anwesende fremde fürstliche Personen.

Nach der Tafel und der Taufe geht der König nach Potsdam zurück.

?? September 1779

In Potsdam waren in diesem Monat beim König : die Gene<212>rale von Buddenbrock, von Zaremba, der Ober-Stallmeister von Schwerin, Minister von Schulenburg, und der Preuß. Gesandte am Russischen Hofe Graf Solms, Prinz Friedrich Ludwig von Würtenberg, Prinz von Hohenlohe aus Breslau etc.

Oktober.

A.

Oktober 1779

Der König in Potsdam (Sanssouci).

7. Oktober 1779

Der König an d'Alembert :

"Damit Sie nicht glauben, als wenn nach dem Tode unsers Patriarchen (Voltaire) gar Niemand mehr im Weinberge des Herrn arbeite, so schicke ich Ihnen mit diesem Briefe ein Product der Brüder von der Ostsee, die so viele Steine als sie können sammeln, um ihren Feind damit zu steinigen. Dieser Commentar 212-+ ist nach den Grundsätzen eines Huet, Calmet, Labadie, und so vieler andern Träumer gemacht, deren verwirrte Einbildungskraft sie in gewissen Büchern etwas finden ließ, das nie darin enthalten war. - Das zweite Werk 212-++ entwickelt den Grund der Bande der Gesellschaft und den Grund gewisser Pflichten, wenn man im gesellschaftlichen Vereine lebt und beisammen wohnt. etc.

Voltaire's Büste, deren Sie erwähnen, macht mir große Lust, sie zu kaufen; hätte nur nicht der Krieg, aus dem wir so eben kommen, uns für einige Zeit aufs Trockene gesetzt. Das wäre so etwas fürs künftige Jahr, wo die Federn uns wieder wachsen. Sie kennen das Sprüchwort: Kein Geld, keine Schweizer; kein Geld, keine Büste. - etc. Sie zeigen mir, wiewohl entfernt, die Hoffnung, den Anaxagoras noch einmal hier wieder zu sehen. etc. Jedoch, wenn die Reise zu<213> lange aufgeschoben wird, könnte es sich fügen, daß Sie mich nicht mehr anträfen; ich bin alt, abgelebt und kraftlos. Um meinen Lebensfaden abzuschneiden, braucht der Tod seine Sense nicht; es ist nur der Faden einer Spinne, den man ohne Mühe zerreißen kann. Allein das macht mir keinen Kummer; etwas früher oder später werden wir, die folgende Generation und die ganze Nachwelt, und Circulus circulorum, alle werden den nämlichen Weg betreten, den uns unsere Vorfahren zeigten, als sie ihn zuerst betraten. etc. Kommen Sie also bald, oder Sie finden mich nicht mehr zu Hause. etc."

B.

Oktober 1779

In Potsdam waren Prinz von Hohenlohe, Kammerherr von Boskamp.

In diesem Monat starb zu Schönebeck bei Magdeburg der Minister Fr. Wilhelm von Derschau, 56 Jahr alt.

November.

A.

November 1779

Der König in Potsdam und in Sanssouci.

9. November 1779

Der König schenkt der Prinzessin Amalie zu ihrem Geburtstag eine kostbare Tabatire.

?? November 1779

Bei ihm, fanden sich auf kurze Zeit ein : die Minister von Heinitz, und von Schulenburg, der Geh.-Rath von Brenkenhof, der General-Major von Wartenberg.

B.

28. November 1779

Stirbt in Stolpe der General Wilhelm Sebastian von Belling, 61 Jahr alt.

Dezember.

A.

Dezember 1779

Der König in Potsdam.

3. Dezember 1779

Der König an d'Alembert: "Sie fällen über diese unvollkommenen Produkte (den Commentar etc. und die Briefe über die Vaterlandsliebe) ein zu<214> günstiges Urtheil. Was kann Gutes aus dem Gehirn eines alten Mannes kommen, der kein Gelehrter ist etc., dessen Sinne und Gedächtniß täglich abnehmen, und der in Kurzem zu Mylord Marshall, Voltaire und Algarotti sich begeben wird. etc. Mit Vergnügen nehme ich die Hoffnung an, den Anaxagoras noch vor meinem Tode wieder zu sehen, allein ich sage ihnen, es ist keine Zeit zu verlieren. Mein Gedächtniß fängt an zu schwinden, mein Haar färbt sich weiß, mein Feuer erlischt, und bald wird nichts mehr von dem sogenannten Philosophen von Sanssouci übrig sein. Darum aber sollen Sie nicht mit geringerer Herzlichkeit aufgenommen werden."

7. Dezember 1779

Ankunft des Königs in Berlin. Gleich nachher ertheilt er dem Kaiserl. Gesandten Freiherrn von Reviczky-Rewitznie Audienz, stattet nachher der Prinzessin Amalie einen Besuch ab und speist bei ihr.

8. Dezember 1779

Große Tafel bei dem König.

9. Dezember 1779

Der König ernennt den Geh.-Finanz-Rath Michaelis zum wirklichen Geh.-Etats-Minister.

11. September 1779

Nachdem der König das Urtheil des Kammergerichts in der allgemein bekannten Müller Arnoldschen Prozeßsache am 10ten zugeschickt erhalten und daraus ersehen hatte, daß es gegen den Arnold ausgefallen war, befahl er sogleich, daß der Großkanzler von Fürst mit den drei Kammergerichts-Räthen, welche das Urthei! in der Sache des Müllers Arnold minutirt hätten, Nachmittags 2 Uhr (Sonnabend, den 11ten) zum König komnnen sollten. Obgleich das Urtheil von mehreren Räthen gesprochen worden war, so wurden davon nur drei ausgewählt; es waren Graun, Friedel und Ransleben. Diese begaben sich nun zur bestimmten Stunde mit den, Großkanzler von Fürst nach dem Schlosse zum König. Sie fanden ihn, vom Chiragra viel Schmerzen leidend, auf dem Sopha liegend, im heftigsten Zorn, und den Kabintsrath Stelter schon zum Schreiben bereit sitzend. Der König fragte die drei Räthe beim Eintreten : "Seid Ihr die<215>jenigen, welche die Arnoldsche Sentenz gemacht haben?" und nachdem sie dies bejahet, fing er sogleich an, das nachhergedruckt erschienene Protocoll 215-+ zu dictiren, und legte den Räthen folgende Fragen vor, indem er ihnen zugleich befahl, sie Mit Ja oder Nein zu beantworten.

1) Wenn man eine Sentenz gegen einen Bauer sprechen will, dem man seinen Wagen und Pflug und Alles genommen hat, wovon er sich nähren und seine Abgaben bezahlen soll; kann man das thun? Wurde von den drei Räthen mit Nein beantwortet.

2) Kann man einem Müller, der kein Wasser hat, und also nicht mahlen und auch nichts verdienen kann, die Mühle deshalb nehmen, weil er keine Pacht bezahlt hat; ist das gerecht? Wurde auch mit Nein beantwortet. Darauf dictirt der König weiter: "Hier ist nun aber ein Edelmann, der will einen Teich machen, und um mehr Wasser in dem Teich zu haben, so lasset er einen Graben machen, um das Wasser aus einem kleinen Fluß, der eine Wassermühle treibet, in seinen Teich zu leiten, der Müller verliert dadurch das Wasser, und kann nicht mahlen, und wenn das noch möglich wäre, so ist es, daß er im Frühjahr 14 Tage und im späten Herbst auch etwa 14 Tage mahlen kann. Dennoch wird prätendirt, der Müller soll seine Zinsen nach wie vor geben, die er sonst entrich<216>tet hat, da er noch das volle Wasser von seiner Mühle gehabt. Er kann aber die Zinsen nicht bezahlen, weil er die Einnahme nicht mehr hat. Was thut die Cüstrinsche Justiz? sie befiehlt, daß die Mühle verkauft werden soll, damit der Edelmann seine Pacht kriegt; und das hiesige Kammergerichts-Tribunal approbirt solches! Das ist höchst ungerecht, und dieser Ausspruch Sr. Königl. Maj. Landesväterlichcn Intention und gar entgegen; Höchstdieselben wollen vielmehr, daß Jedermann, er sei Vornehm oder geringe, reich oder arm, eine prompte Justiz administrit, und einem jeglichen Dero Unterthanen ohne Ansehn der Person und des Standes ein unparteyisches Recht widerfahren soll. Se. Königl. Maj. werden daher in Ansehung der wider den Müller Arnold abgesprochenen und hier approbirten höchst ungerechten Sentenz ein nachdrückliches Exempel statuiren, damit sämmliche Justiz-Collegia in allen Dero Provinzen sich daran spiegeln und keine dergleichen grobe Ungerechtigkeiten begehen mögen; denn sie müssen nur wissen, daß der geringste Bauer, ja was noch mehr ist, der Bettler eben sowohl ein Mensch ist, wie Se. Maj. sind, und dem alle Justiz muß widerfahren werden, indem vor der Justiz alle Leute gleich sind, es mag sein ein Prinz, der wider einen Bauer klagt oder auch umgekehrt, so ist der Prinz vor der Justiz dem Bauer gleich. Und bei solchen Gelegenheiten muß pur nach der Gerechtigkeit verfahren werden, ohne Ansehen der Person. Darnach mögen sich die Justiz Collegia in allen Provinzen nur zu richten haben, und wo sie nicht mit derr Justiz ohne alles Ansehen der Person und des Standes geradedurch gehen, sondern die nalürliche Billigkeit bei Seite setzen; so sollen sie es mir Sr. Königl. Maj. zu thun kriegen. Denn ein Justizcollegium, das Ungerechtigkeiten ausübt, ist gefährlicher und schlimmer wie eine Diebsbande, vor die kann man sich schützen, aber vor Schelme, die den Mantel der Justiz gebrauchen, um<217> ihre üble Passiones auszuführen vor die kann sich kein Mensch hüten, die sind ärger wie die größten Spitzbuben, die in der Welt sind, und meritiren eine doppelte Bestrafung. Uebrigens wird den Justiz-Collegiis zugleich bekannt gemacht, daß Se. Maj. einen neuen Groß-Canzler ernannt haben. Höchstdieselben werden aber demohneracht in allen Provinzen sehr scharf dahinter her seinn, und befehlen auch hiermit auf das nachdrücklichste. Erstlich: daß alle Prozesse schleunig geendigt werden. Zweitens: daß der Name der Justiz durch Ungerechtigkeiten nicht profanirt werde. Drittens: daß mit einer Egalité gegen alle Leute verfahren wird, die vor die Justiz kommen, es sei ein Prinz oder ein Bauer, denn da muß alles gleich sein. Wofern aber Se. König!. Maj. in diesen Stücken einen Fehler finden werden, so können die Justiz-Collegia sich nur im voraus vorstellen, daß sie nach Rigueur werden gestraft werden, sowohl der Präsident als die Räche, die eine so üble mit der offenbaren Gerechtigkeit streitende Sentenz ausgesprochen haben. Wornach sich also sämmtliche Justiz-Collegia in allen Dero Provinzen ganz eigentlich zu richten haben.

Berlin, den 11. Dezember 1779.
Friedrich."

Der Großkanzler von Fürst wurde noch vor Beendigung des Protocolls in höchster Ungnade entlassen und mußte sich entfernen, und die drei Räthe wurden nach dem Schloß desselben "ach dein Stadtgefängniß geschickt. Der Minister von Zedlitz erhielt den Befehl, den Prozeß gegen diese Räthe etc. instruiren zu lassen, wobei ihm der König die ganze Sache - nach seiner Ansicht - auseinander setzte 217-+.

<218>

12. Dezember 1779

15ten, 19ten, 22sten, 26ten Cour und Tafel bei dem König.

21. Dezember 1779

Kabinetsordre des Königs an den Geh.-Finanzrath Tarrach, die Belebung etc. des Gewerbwesens in Westpreußen betreffend. Sie ist in doppelter Hillsicht äußerst merkwürdig, sowohl als Beweis von der tiefen Kenntniß des Königs in diesem Fache und seines eifrigen Strebens, das Wohl seines Volks zu befördern, als auch wegen des Zeitpunkts, in welchem er sie erließ, und wo ein ganz anderer Gegenstand - das Justizwesen - ihn auf das Angelegentlichste beschäftigte und sein ganzes Gemüth) erfüllt hatte, Sie befindet sich im II. Thl. unserer Beiträge, S. 303-306.

25. Dezember 1779

Beruft der König den Justiz-Minister von Carmer aus Schlesien nach Berlin, indem er ihn zum Großkanzler ernennt.

Der König schenkt dem "General von Ramin wieder eine ansehnliche Summe Geld zur Bezeigung seiner besondern Zufriedenheit.

Wie gewöhnlich besieht der König auch während seines jetzigen Aufenthalts in Berlin die Wachtparaden.

26. Dezember 1779

Der König unterhält sich mit den beiden Akademikern Formey und Merian, welche er zu sich rufen lassen, über Philosophie, Theologie und viele andere Gegenstände, (Formey Souvenir d'un Citoyen I. 123).

?? Dezember 1779

Diesen Monat befanden sich beim König, theils in Potsdam, theils in Berlin : der Geh.-Rath von Brenkenhof, der Dänische General-Lieutenant und Commandant von Lübeck Graf von Chasot (in Berlin, er war bis 1752 in Preuß. Diensten gewesen; s. I. Abthl., S. 116, 117) und der Markgraf von Schwedt (in Berlin zum Carneval).

B.

27. Dezember 1779

Justiz-Minister von Carmer kommt aus Breslau in Berlin an.<219> Anfang des Carnevals. Sonntag: Cour bei der vervittweten Prinzessin von Preußen; Montag: Oper; Dienstag: Redoute; Mittwoch: Mittags Cour bei dein König und Abends Französisches Schauspiel; Donnerstag: Cour bei der Königin; Freitag: Oper; Sonnabend: Ruhe 219-+.

Die Opern waren : 1) Rodelinde, 2) Artemisia. Die Französischen Comödien : les femmes savantes und Zaire.

<220>

195-+ Alles nach Oestreichischen Berichten. Die Erzählung dieses Vorfalls von Friedrich d. Gr. in dessen hinterl. W. V. 234 etc., Deutsche Ausgabe von 1789 und Französische Tom. V. p. 277 etc. ist von einem Preuß. Officier berichtigt worden. Im I. Bande meiner Beiträge S. 306 -310 ist diese Berichtigung mitgetheilt.

198-+ Es findet sich noch auf Münzen von 1749.

201-+ Ein Schreiben aus Pleß vom 19. Mai 1779 in der Boßischen Zeitung d. J. Nr. 66 meldet, daß an demselben Tage Se. Majestät auf der Retour nach Breslau in dieser Stadt gewesen, sich jedoch nicht aufgehalten, und nach einem "gracieusen Gespräch" mit dem dasigen Fürsten von Anhalt weiter gereis't sei.

201-++ Diese Specialien theilt der Pastor Ehrhardt zu Beschine im Journal von und für Deutschland 1787, II. 348 mit.

201-+++ de Launay sagt: "Ich fand ihn noch mit Staub bedeckt und schon mit der Vorsorge für sein Volk beschäftigt." Er fragte den auch gegenwärtigen Geh.-Finanzrath Michaelis: warum nach der Sächsischen Grenze hin noch so viel unbebaute Striche Land wären? Als ihm geantwortet wurde, daß diese Striche armen Edelleuten oder Gemeinheiten zugehörten, die nicht im Stande wären, sie urbar zu machen, erwiederte der König: "Warum hat man mir das nicht gesagt? Man wisse doch ein für alle Mal, daß wenn in meinen Staaten etwas über die Kräfte der Unterthanen geht, es mir obliegt, die Kosten über mich zu nehmen, und sie nichts weiter zu thun haben, als die Früchte davon einzusammeln. Ich assignire hiermit 30000 THlr., um diese Ländereien urbar zu machen, und wenn daß nicht hinreicht, will ich mehr geben." de Launay irrt, wenn er sagt, diese Unterredung habe in Potsdam Statt gehabt. Der König ging erst den 2. Juni nach Potsdam.

203-+ Eloge de Milord Maréchal par d'Alembert. à Pais 1799. 8. 99 S.

205-+ Die Unterredungen hat Gleim (welcher sie von seinem Schwestersohn, dem Oberamtmann Fromm, der dabei zugegen gewesen, erhalten hatte) in Druck gegeben. (Halberstadt 1784, bei Groß). Stehen auch in der Anekdoten-Sammlung, Berlin, 1788, bei Unger, im 8. Stück. Sie sind vom höchsten Interesse.

212-+ Apostolischer etc. Commentar über die heiligen Weissagungen St. N.N., Verf. des Blaubart. Deutsche Suppl. Bd. III. 333).

212-++ Briefe über die Vaterlandsliebe. (Beim Leben des Königs gedruckte Werke etc. Deckersche Ausgabe, 1790, III. 3 - 55). Diese soll der König während seines Aufenthalts in Breslau geschrieben haben.

215-+ In der Berliner Zeitung vom 14. Dezbr. 1779. Ueber den Prozeß selbst geben folgende Schriften Auskunst: Nicolai's Freimüthige Bemerkungen zu des etc. von Zimmermann Fragmenten über Friedrich d. G r. 2. Abthl. S. 170 etc. Schlözer' s Staatsanzeigen, 1786, Heft 36. Dohm's Denkwürdigkeiten etc., Thl. I. Sengebusch, Historisch-rechtliche Würdigung der Einmischung Friedrich's d. Gr. in die bekannte Rechtssache des Müllers Arnold, auch für Nichtjuristen. Altona, 1829. K. F. F. Sietze, Ausübung oberstrichterlicher Gewalt des Staats, und (die) Kabinet-Justiz in wesentlicher Differenz dargestellt. Potsdam, 1835.

217-+ Bei der Ansicht, welche der König nach diesem Protokoll von der Sache hatte, dürfte ihn wegen seines Verfahrens kein Vorwurf treffen, vielmehr diejenigen, welche, obschon unvorsätzlich, und auf welche Art es auch geschah, jene falsche Ansicht des Königs veranlaßt, oder versäumt halten, ihr gleich von Anfang an vorzubeugen, ober auch sie ihm nachher noch bei Zeiten zu benehmen. Wer diese Schuld trägt, mag zu beurtheilen den Lesern der oben angeführten Schriften überlassen bleiben.

219-+ Wegen eingetretener Krankheit der venvittweten Prinzessin von Preußen war an den folgenden Sonntagen, anstatt bei ihr, Cour bei dem König.