<221>chen Anstrengungen die Nation sich höhere Gesittung errang. Wenn dies schöne Feuer bisher auch nur schwache Funken erzeugt hat, so bedarf es doch bloß einer Kleinigkeit, um sie eines Tages zur großen Flamme emporlodern zu lassen. Wie der Same ein günstiges Erdreich zu seinem Wachstum braucht, so bedürfen auch die Völker des Zusammentreffens günstiger Umstände, um aus ihrer Erstarrung sozusagen zu neuem Leben zu erwachen.

Alle Staaten mußten einen gewissen Kreis von Ereignissen durchlaufen, bevor sie ihre höchste Blüte erreichten. Die Monarchien sind langsameren Schrittes dorthin gelangt und haben sich kürzer auf der Höhe behauptet als die Republiken. Und wenn es zutrifft, daß die vollkommenste Regierungsform ein gut verwaltetes König, reich ist, so ist es nicht minder gewiß, daß die Republiken ihre Aufgabe am raschesten erfüllt und sich am besten erhalten haben; denn die guten Könige sterben, weise Gesetze aber sind unsterblich.

Sparta und Rom waren zum Kriegführen gegründet. Jenes brachte ein unüberwindliches Heer, dies die Legionen hervor, die die Hälfte des bekannten Erdkreises unterwarfen. Sparta erzeugte die hervorragendsten Feldherren; Rom war eine Pflanzschule von Helden. Athen, dem Solon friedlichere Gesetze gegeben hatte, wurde die Wiege der Künste. Zu welcher Vollendung brachten es seine Dichter, Redner und Geschichtsschreiber! Diese Heimstätte der Wissenschaften bestand bis zum vollständigen Untergang Attikas. Karthago, Venedig und selbst Holland waren durch ihre Verfassung auf den Handel verwiesen. Sie erweiterten und unterstützten ihn beständig, wohl wissend, daß er die Stütze ihres Staatswesens und die Grundlage ihrer Größe war.

Setzen wir diese Betrachtung noch einen Augenblick fort. An den Grundgesetzen von Republiken rütteln, heißt sie vollständig umstürzen. Denn die Weisheit der Gesetzgeber hat ein Ganzes geschaffen, mit dem alle Teile des Maatsgebäudes unlöslich zusammenhängen. Wer die einen umstößt, zerstört die anderen, eben weil sie alle verkettet und verbunden sind und ein vollständiges und einheitliches System bilden.

In den Königreichen ist die einzige Grundlage der Regierungsform die souveräne Macht des Herrschers. Gesetze, Heerwesen, Industrie, Handel und alle anderen Bestandteile des Staates sind der Willkür eines Einzigen unterworfen, unter dessen Nachfolgern keiner dem anderen gleicht. Daraus folgt, daß gewöhnlich beim Regierungsantritt eines neuen Fürsten der Staat nach neuen Grundsätzen verwaltet wird. Und das ist es, was gegen diese Regierungsform spricht.

Einheitlichkeit besteht in den Zielen, die Republiken sich setzen, und in den Mitteln, die sie zu ihrer Erreichung anwenden. Daher kommt es, daß sie ihre Zwecke fast niemals verfehlen. In Monarchien dagegen folgt auf einen ehrgeizigen Fürsten ein Müßiggänger, auf ihn ein Frömmler, auf ihn ein Krieger, auf den ein Gelehrter, auf den ein Genußsüchtiger. Und während Fortunas wechselnde Bühne stets neue Bilder darbietet, nimmt der Geist des Volkes, durch die Mannigfaltigkeit des Schau-