<35> Im Jahre 1239 kam er nach Preußen1. Unterstützt von den livländischen Rittern, einer Art Tempelherren2, errichteten sie die vier Bistümer Kulm, Pomesanien, Ermland und Samland. Dreiundfünfzig Jahre dauerte der Krieg des Ordens mit den Preußen. In der folgenden Zeit hatten die Ritter bald gegen Polen, bald gegen die Herzöge von Pommern zu kämpfen, die eifersüchtig auf die Niederlassung des Deutschen Ordens blickten. Von da an begannen die Familien der Ritter sich in Preußen festzusetzen. Der Adel, der das Land heute ziert, stammt großenteils von ihnen.

Unter dem Hochmeister Ludwig von Erlichshausen, im Jahre 1454, sagten die Städte Danzig, Thorn und Elblng dem Orden den Gehorsam auf und ergaben sich dem König Kasimir III. von Polen, dem Sohn Jagellos. Der Krieg der Ritter und der Polen um Preußen währte dreizehn Jahre. Die Polen blieben siegreich und diktierten den Frieden3: Preußen diesseits der Weichsel fiel an das Königreich Polen und erhielt den Namen Polnisch-Preußen. Der Orden blieb im Besitz des jenseitigen Preußen, mußte aber die Oberlehnshoheit der Sieger über dies Gebiet anerkennen.

Im Jahre 1511 ward Albrecht von Brandenburg zum Hochmeister des Ordens erwählt. Er war, wie oben berichtet wurde, der Enkel Albrecht Achills4. Der neue Hochmeister unternahm, um die Ehre des Ordens zu rächen, einen neuen Krieg gegen die Polen, der für ihn sehr glücklich verlief. Er wurde durch König Sigismund I. von Polen zum Herzog von Preußen erhoben und erhielt zugleich das Erbfolgerecht für seine Nachkommenschaft. Albrecht verpflichtete sich nur zu der hergebrachten Anerkennung der polnischen Oberlehnshoheit.

Als Herzog Albrecht sich zum Herrn Ostpreußens gemacht hatte, legte er Gewand, Kreuz und Wappen des Deutschen Ordens ab. Die Ritter taten, was die Schwächeren zu tun pflegen: sie begnügten sich damit, gegen das Unvermeidliche Einspruch zu erheben. Der neue Herzog hatte im Jahre 1563 gegen Herzog Erich von Braunschweig, den Komthur von Memel5, Krieg zu führen. Erich drang mit 12 000 Mann in Preußen ein, aber Albrecht hielt ihn an den Ufern der Weichsel auf. Da sich nichts Bemerkenswertes ereignete und beide Ufer des Stroms mit Soldaten bedeckt waren, die Nüsse pflückten, nennt man diese Unternehmung den Nußkrieg.

Albrecht wurde im Jahre 1525 Protestant, und Preußen folgte seinem Beispiel. Sein Sohn Albrecht Friedrich folgte ihm 1568 nach. Er wurde von König Sigismund.ll. August belehnt; der Gesandte des Kurfürsten Joachim II. nahm daran teil. Dieser Albrecht Friedrich heiratete Maria Eleonore, die Tochter Wilhelms und Schwester des letzten Herzogs von Kleve. Johann Sigismund war der Schwieger-


1 Hermann von Salza kam nicht selbst, sondern entsandte 1231 den Landmeister Hermann Balk.

2 Der livländische Schwertorden, der sich 1237 mit dem Deutschen Orden vereinigte.

3 Der ewige Friede von Thorn, 19. October 1466.

4 Vgl. S. 22.

5 Gemeint ist vielmehr sein Vetter, der spätere Herzog von Brauschweig-Kalenberg Erich II. († 1584).