<39> und so war er denn so gut wie unvermeidlich. Auf der einen Seite standen die aufrechtzuerhaltenden Ansprüche auf die klevische Erbfolge,auf der anderen der Dreißigjährige Krieg, dazu die Glaubensstreitigkeiten, ein beständiger Anlaß zu Ränken und mächtigen Bündnissen. Angesichts der Kriege, die teils schon entbrannt waren, teils seinen Staat in Brand zu setzen drohten, hielt es Georg Wilhelm für ratsam, zu rüsten, um sie zu bestehen, wenn kein anderer Ausweg blieb. Sein erster Minister, Graf Schwarzenberg, beantragte zu wiederholten Malen die Aushebung von 20 000 Mann, die in den Dienst des Kaisers treten sollten. Allein man traf so schlechte Maßnahmen, so lächerliche Anordnungen, daß man kaum 6 000 Mann zusammenbrachte.

Durch die Fortschritte der Reformation, die Deutschland in zwei mächtige Parteien spaltete, trieben die Dinge unmerklich zum offenen Krieg.

Die Protestanten hatten ein Interesse daran, das Recht der freien Religionsübung und die beschlagnahmten Kirchengüter zu behalten. Sie schlossen zu Lauenburg ein Bündnis (1625). König Christian IV. von Dänemark, die Herzöge von Lüneburg, Holstein, Mecklenburg und der Administrator von Magdeburg, der Onkel des Kurfürsten, traten ihm bei. Das erregte den Groll des Kaisers. Ihm schien es unter seiner Würde, den Weg der Verhandlung und der Milde zu beschreiten, um eine gütliche Einigung herbeizuführen, und so schickte er Tilly mit 12 000 Mann in den niedersächsischen Kreis. Tilly rückte vor Halle, und obwohl die Stadt ohne Widerstand kapitulierte, gab er sie der Plünderung preis. Zur selben Zeit näherte sich Wallenstein mit 12 000 Österreichern den Bistümern Halberstadt und Magdeburg. Die Stände Niedersachsens waren erstaunt über diese Feindseligkeiten und baten den Kaiser, sich mit ihnen zu vergleichen. Aber diese Anträge hinderten weder Tilly noch Wallenstein, in die Stifter Halberstadt und Magdeburg einzudringen. Christian Wilhelm, der Administrator Magdeburgs, wurde abgesetzt1. Zu seinem Nachfolger ernannte das Kapitel wider das Erwarten des kaiserlichen Hofes einen jüngeren Sohn des Kurfürsten von Sachsen namens August.

Der abgesetzte Administrator vereinigte seine Truppen mit denen, die der König von Dänemark in Niedersachsen hatte einmarschieren lassen, um dem Bündnis von Lauenburg Geltung zu verschaffen. Christian Wilhelm und Graf Mansfeld, der dies Heer befehligte, griffen Wallenstein bei der Dessauer Brücke an und wurden geschlagen (1626). Nach der Niederlage zogen sie sich in die Mark Brandenburg zurück und plünderten dort. Ein anderes Korps des Königs von Dänemark, das in Niedersachsen unweit Lutter stand, wurde um dieselbe Zeit von Tilly geschlagen. Die Nachbarschaft der Kaiserlichen und ihre Siege nötigten Georg Wilhelm, sich endlich den Wünschen des Kaisers zu fügen und die neue Würde Maximilians von Bayern anzuerkennen.


1 Anmerkung des Königs: „Der Kaiser beabsichtigte, diese Pfründe seinem Sohn zu geben.“ Die Absetzung Christian Wilhelms erfolgte indessen erst 1628.