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Zu den Abbildungen

Durch die vonn Seiner Majestät dem Kaiser erteilte Erlaubnis zum Wiederabdruck der Holzschnitte Adolph von Menzels wurde der Ausschmückung dieses Werkes die Richtung gegeben,

Menzel hat zu der sogenannten Fürstenausgabe der Werke Friedrichs des Großen, die im Auftrage König Friedrich Wilhelms IV. 1846—1857 in 30 Bänden herausgegeben wurde, 200 Holzschnittzeichnungen geschaffen. Der junge Künstler hatte schon zuvor durch die Holzschnitte zu Kuglers Geschichte Friedrichs des Großen (1. Auflage 1840) seinen Ruhm als Illustrator der friderizianischen Zeit begründet, der er in der Folge den Hauptteil seiner Lebensarbeit gewidmet hat. Er hat der Person des großen Preußenkönigs ihre vermutlich für immer in der Volksanschauung gültige künstlerische Form verliehen. Von der zähen Eindringlichkeit und Gewissenhaftigkeit, mit der er sich das Wesen dieser Epoche zu eigen gemacht hat, legt die wahrhaft ungeheure Zahl seiner Skizzen und Einzelstudien Zeugnis ab. Seine Werke haben durch diese Vorbereitungen die Glaubwürdigkeit zeitgenössischer Illustrationen erhalten.

Die Holzschnitte zum Kugler werden von Manchen für Menzels bestes Werk gehalten. Das Werk, das noch heute zu den beliebten Volksbüchern gehört, ist in Anlehnung an Laurents 1838 'veröffentlichte, von Vernet illustrierte Histoire de Napoléon ausgestattet worden. Von seinem Erscheinen datiert ein neuer Abschnitt in der Geschichte der deutschen Zeichen- und Holzschneidekunst. Menzel schulte seine Holzschneider, die zuerst nur handwerkliche Leistungen aufbrachten, im Laufe der Arbeit zu einem bis dahin unerhörten Grade. Nicht die zarteste Einzelheit der Zeichnungen ging schließlich beim Schnitt verloren, sodaß das Buch den Eindruck macht, als sei es mit Federzeichnungen geschmückt. Die Beweglichkeit der Erfindung, mit der Menzel aus diesem tatenreichen Herrscherleben immer neue Züge schöpfte, ist erstaunlich. Das Gesamtbild der fast 400 Holzschnitte, in denen er ohne eine Wiederholung den zahllosen Schlachten bis zum kleinsten Geplänkel, den großen und kleinen Begebnissen der Friedenszeiten folgte, ist von unverwüstlicher Frische. Menzel war mit seinem technischen Stabe wie kein anderer auf den neuen Auftrag vorbereitet.

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Die Aufgabe war eine andere, wenigstens hat er sie anders erfaßt. Er ist hier yicht mehr der Erzähler, der in der Hauptsache sich an die tatsächlichen Geschehnisse anzuschließen hatte; hier will er in seinen Vignetten, die nur an den Kapitelschlüssen stehen, den literarischen Kern des jeweiligen Abschnittes herausschälen. Es gibt da zwar auch Bildnisse und historische Darstellungen, aber ihr Gepräge erhält diese denkwürdige Folge durch die Zeichnungen zu den Gedichten, satirischen Schriften und Briefen des Königs, deren Pointen Menzel, so wie er sie in ihrem Witz oder Ernst sah, geistreich verbildlichte. Diese Blätter haben zuweilen etwas Grüblerisches, Tieft sinniges gegenüber der naiven Unmittelbarkeit der Kuglerholzschnitte. Und mit der vorsichtigeren Erwägung, aus der sie entstanden, verfeinerte sich auch die bei der älteren Folge oft derbe Zeichnung bis zu einer solchen Subtilität, daß es schier rätselhaft ist, wie die Holzschneider diese höchste Zierlichkeit auch in der Ausführug herauszubringen vermochten. Blätter wie Jordan auf der Ranke oder Duhan mit dem jungen Friedrich unter dem Rokokoportal gehören zu den Wundem der Holzschneidekunst.

Die Briefwechsel sind in dieser Ausgabe fortgelassen worden. Um die dazu gehörigen Holzschnitte Menzels nicht gänzlich ausfallen zu lassen, ist eine Anzahl von ihnen an anderen geeigneten Stellen untergebracht worden. Ferner ist eine Reihe der Kuglerholzchnitte, soweit sie sich im mit mit den später geschaffenen Illustrationen zu den Werken des Königs zu vertragen schienen, in den Text verteilt und sind auch einige Blätter aus der ebenfalls von Menzel mit Holzschnitten geschmückten Heerschau der Soldaten Friedrichs des Großen von Lange aufgenommen worden. Die letzteren mußten verkleinert werden, während alle anderen Textabbildungen entweder von den Originalgalvanos aber, wenn deren Erhaltung nicht mehr genügte, nach den besten Probedrucken des Berliner Kupferstichkabinetts hergestellt wurden.

Menzel war nicht der erste Illustrator friderizianischer Werke. Schon für die alten Originalausgaben haben Berliner Künstler, zumal Johann Wilhelm Meil und Georg Friedrich Schmidt, Illustrationen in Kupferstich und Radierung geschaffen. Aber sie dienten nur einzelnen Werken zum Schmuck. Menzel ist der einzige, der eine Gesamtausgabe so reichlich illustriert hat, daß eine Erneuerung gerechtfertigt scheint. Wir haben, um dem Werke eine einheitliche Erscheinung zu geben, auf die Benutzung einzelner älterer Abbildungen verzichtet. Die gesamte bildliche Ausschmückung des Textes ist Menzel überlassen geblieben. Die Lichtdrucktafeln aber bringen — außer einigen Abbildungen aus noch früherer Zeit im ersten Bande — Reproduktionen von Kunstwerken aus der Feit des Königs. All die Persönlichkeiten, die in seinem Leben eins bedeutende Rolle gespielt haben, seine Verwandten, seine Mitarbeiter in Krieg und Frieden, seine Freunde und auch seine großen Feinde, denen er seine Achtung wahrlich nicht versagte, sollten hier in authentischen Bildnissen dargestellt werden. Aus dem großen Schatz an Gemälden, Skulpturen, Zeichnungen und graphischen Werken, die aus jener Zelt auf uns gekommen sind, wurde<XV> eine Auswahl getroffen, und manches auch den Kennern nicht geläufige Bild wird hier zuerst bekannt gegeben. Von dem Grundsatz, auf diesen Tafeln nur authentische Werke abzubilden, sind wir scheinbar abgewichen, indem wir auch aus Menzels Bleistiftzeichnungen, welche die Nationalgalerie in Berlin besitzt, eine Auslese in diesen Bilderkreis eingeschlossen haben. Wer aber weiß, mit welcher Sicherheit Menzel das Charakteristische aus den alten Vorlagen in seine Zeichnungen übertrug, wird ihnen den Wert der Urkunde nicht absprechen.

Die den historischen Schriften beigegebenen Pläne und Schlachtskizzen hat Herr Hauptmann Henke vom Großen Generalstabe gezeichnet. Allen denen, die durch die Überlassung von Reproduktionsrechten und Bildervorlagen dem Werke ihre Unterstützung geliehen haben, soll im Schlußbande gedankt werden.

Elfried Bock.