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5. Epistel an Grumbkow1
(5. Februar 1732)

Des Landes und des Königs treuer Diener,
Anwalt der Schwachen, des Gesetzes Hort,
Ihr wißt, ich ziehe mehr wie ein verschriener
Landstreicher, denn als Prinz von Ort zu Ort.
Und meine jungen Tage rinnen hin
Auf Pfaden, deren Endziel mir verborgen.

Als ich hinauszog vor dem neuen Morgen,
War frostiges Erstarren mein Gewinn,
Und kaum lag hinter uns das alte Nest,
Da steckten wir in einem Sumpfe fest.
Der grobe Kutscher flucht wie'n Gottesstreiter,
Er fährt ins Haar sich, doch er fahrt nicht weiter,
Bis dann zuletzt mit Hilfe der Begleiter
Der Karren aus dem Loch sich schieben läßt,
Um uns recht unsanft auf den Weg zu bringen,
Wo Steine wieder zum Verzug uns zwingen.
Von neuem gilt's, mit Griff und Schulterkraft
Derb nachzuhelfen, und nun geht es fiott
So zwanzig Schritt, da plötzlich stürzt, 0 Gott!
Der Wagen um! Ich liege, schauderhaft
Durchrüttelt, unter Sack und Pack und Kisten.
Und wie ich mich erst wieder aufgerafft,
Seh' ich, wie jetzt mit rasenden Gelüsten
Die Pferde durchgehn, die durchrißnen Zügel
Nachschleppend. Und das Mannsvolk, arg zerbeult,


1 Friedrich Wilhelm von Grumblow (1678—1738), Minister und General. der Vertrauens­-, mann des Königs, bekleidete seit November 1730 gewissermaßen die Stellung eines Mentors bei Kronprinz Friedrich.