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42. Ode an meinen Bruder Heinrich
(6. Oktober 1757)

Wie zu kühnem Wolkenfiuge
Jovis Adler sich erhebt,
Bis in immer höherm Zuge
Schwingenbreitend er entschwebt,
Sich zu ringen, sich zu schwingen
In des Raums Unendlichkeiten,
Die sich bis zur Sonne weiten,
Bis zu Götternäh zu dringen;

Oder wie durchs nächt'ge Dunkel
Ein Komet herniedergleißt,
Der des Himmels Sterngefunkel
Jählings rings erblinden heißt;
Loht der Horizont in Feuer?
Durch des Äthers Finsternis
Klafft ein schräger Flammenriß
Hinterm Sturze ungeheuer —

Also, ganz des Gottes voll,
Der mich sturmeswild begeistert,
Schwing' ich auf mich, selig-toll;
Nichts Gemeines mehr mich meistert!
Bleib da unten, Staub der Erde!
Aufwärts zu der Götter Sitzen,
Die die Wetter niederblitzen
Auf die bange Menschenherde!

Kein unheilig Menschenlallen
Ist heut meines Mundes Laut: