<90>

29. An Fräulein von Schwerin zu ihrer Vermählung mit dem Schultheiß Lentulus1
(Januar 1748)

Empfahn Sie dieses Käses Gabe,
Womit, als ihrer besten Habe,
Die dreizehn Bünde Sie beschenken.
Fürwahr, wir sind nicht schnell im Denken;
Doch ob auch unsre Seele träumt,
Die Liebe weckt sie ungesäumt.
O, wir auch können sie empfinden;
Auch wir lobpreisen Lieb' und Kuß,
Den Tag, da Sie durch Lentulus
Zur Schweizerin gemacht sich finden.
Schweizerin ist ein Ehrentitel,
Der mehr als Hoheit, Exzellenz,
Äbtissin (und so weiter) ehrt.
So mancher schiene wohl kein Mittel,
Ihn sich zu sichern, zu verkehrt —
Denn junge Schweizer in ihrem Lenz
Sind mehr als alte Prinzen wert.

Doch hüten Sie sich Ihrerseits,
Zu altern hier, in unsrer Schweiz;
Und da Sie in dies Ländchen kommen,
So machen wir zu Ihrem Frommen
Mit den Gesetzen Sie bekannt.
Sei Ihnen kund, daß wir die Schönen,
Sie, deren himmlisch holder Reiz


1 Die Vermählung des Majors und Flügeladjutanten Freiherr Rupert Scipio von Lentulus mit Marie Anna von Schwerin fand am 17. Januar 1748 statt. Dreizehn Schweizer in Nationaltracht überreichten das obige Gedicht mit einem Riesenkäse. Da Lentulus aus der Schweiz stammte, redet der König ihn scherzhaft mit dem Titel „Schultheiß“ an, den der oberste Vertreter der Republik in Bern führte.