<146> König von Preußen wollte Frieden. Er predigte allen Mächten Mäßigung, er suchte die einen zu besänftigen und die andern zurückzuhalten. Es war schon viel, nur zu verhindern, daß kein Öl ins Feuer gegossen wurde. Dann mußte es ja doch schließlich aus Mangel an Nahrung erlöschen. Doch die besten Absichten gelingen nicht immer. Die englischen Guineen begannen die Republik Holland in Gärung zu bringen. Die oranische Partei wollte Krieg. Die echten Republikaner wünschten die Erhaltung des Friedens. Die Macht des Geldes siegte über die Beredsamkeit der besten Bürger, und die vereinigten Niederlande ergriffen Partei für die Interessen der Königin von Ungarn, die ihnen ganz fremd waren, und für Lord Carterets Pläne, die sie nicht kannten. Sie schickten (im August) 20 000 Mann zur Verstärkung des Heeres bei Worms; 14 000 kamen an, der Rest lief auseinander.

Nachdem Marschall Noailles einen Teil des Feldzuges hinter dem Speyerbach verbracht hatte, verließ er diese Stellung und näherte sich Landau, um sich mit dem Marschall Coigny, der den Oberbefehl über die Truppen des alten Broglie übernommen hatte, leichter vereinigen zu können, falls der Prinz von Lothringen den Rheinübergang erzwänge und nach dem Elsaß vorrückte. König Georg folgte den Franzosen bis zum Speyerbach, beendete hier aber die Operationen des Feldzuges, nachdem er die Befestigungen, die die Franzosen am Ufer errichtet hatten,hatte schleifen lassen. Er selbst ging nach Hannover zurück, und die Truppen bezogen Winterquartiere in Brabant und im Bistum Münster. Während seines Aufenthalts zu Hannover verheiratete Georg seine Tochter Luise mit dem Kronprinzen von Dänemark. Dann begab er sich nach London, um dort seinem Parlament in einer pomphaften Rede von seinen Kriegstaten zu berichten.

Will man sich von der Planlosigkeit menschlichen Handelns einen rechten Begriff machen, so braucht man nur diesen Feldzug genau zu zergliedern. Am Main zieht man eine Armee zusammen, ohne für ihre Verpflegung zu sorgen. Hunger und eine feindliche Überraschung zwingen die Verbündeten zur Schlacht. Sie besiegen die Franzosen, gehen über den Rhein und rücken bis Worms. Hier hält der Speyerbach sie auf, ohne daß sie Mittel finden, den Feind aus seiner Stellung zu vertreiben. Endlich gehen sie über den Speyerbach vor, den Noailles ihnen überläßt, und erhalten Verstärkung aus Holland, nur um in Brabant und Westfalen Winterquartiere zu beziehen. In diesem Verhalten fehlt jeder Zusammenhang; es gleicht dem Laborieren eines Alchimisten, der den Stein der Weisen sucht und einen sehr entbehrlichen Farbstoff findet. Diese Kritik richtet sich keineswegs gegen das Benehmen des Königs von England. Denn viele andre Heerführer haben es ebenso gemacht; sie sollen nur den Leser überzeugen, daß das Menschengeschlecht nicht so vernünftig ist, wie man es ihm einreden möchte.

Die geringen Erfolge der Österreicher und Engländer im Feldzuge von 1743 gaben den Franzosen Zeit, sich zu besinnen und einiges zu unternehmen. Zwar hatten sie Bayern verloren; aber sie waren doch sehr eitel darauf, daß sie ihren Feinden den Rheinübergang und das Eindringen ins Elsaß verwehrt hatten.