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General Nassau säuberte mit 6 000 Mann Oberschlesien in der Gegend von Ratibor und jenseits der Oder von den dort umherstreifenden Ungarn, und Lehwaldt marschierte mit der gleichen Truppenzahl nach der Grafschaft Glatz, um die Österreicher, die sich dort festsetzen wollten, zu vertreiben. Nassau verjagte die Ungarn ohne Mühe aus Troppau und griff unvermutet Oderberg und Ratibor an, sobald Traun nach Mähren zurückgekehrt war; 3 000 Feinde wurden in Ratibor überrumpelt. Umsonst versuchten die Ungarn sich durchzuschlagen. Nachdem das mißglückt war, wollten sie sich über die Oderbrücke retten. Bei dem Gedränge brach die Brücke. Zugleich drangen die Preußen in die Stadt ein. Was nicht durchs Schwert umkam, ertrank oder wurde gefangen genommen. Ein andres ungarisches Korps unter dem General Karolyi wartete Nassaus Ankunft gar nicht erst ab, sondern zog sich auf Pleß im Fürstentum Teschen zurück.

Zur selben Zeit ging Lehwaldt gegen Wenzel Wallis vor, der auf Habelschwerdt gerückt war. Die Stadt liegt in einem an Mähren grenzenden Tale. Lehwaldt marschierte über Johannesberg in die Grafschaft Glatz und sah sich bald dem Feinde gegenüber, der beim Dorfe Plomnitz eine sehr vorteilhafte Stellung eingenommen hatte. Vor der Front schlängelte sich ein Bach, dessen Ufer an vielen Stellen fast unzugänglich waren. Aber Lehwaldt ließ sich durch nichts abschrecken und griff die Österreicher an (14. Februar). Seine Truppen überwanden alle Hindernisse, setzten über den Bach, erklommen die Höhen und stürmten so kühn und so ungestüm gegen den Feind an, daß er seine Stellung verließ. Zwar versuchten die Österreicher sich in einem Gehölz hinter dem Schlachtfelde wieder zu ordnen, aber die preußischen Grenadiere setzten ihnen mit gefälltem Bajonett nach und trieben sie weiter. Hinter dem Gehölz lag eine kleine Ebene und dahinter ein Buschholz, wo sich der Gegner zum zweiten Male zu sammeln suchte. Aber die Preußen griffen ihn so ungestüm an, daß die Verwirrung vollständig wurde und in allgemeine Flucht ausartete. Lehwaldt hatte nur 400 Husaren bei sich, die man in einem gebirgigen und unwegsamen Lande für ausreichend gehalten hatte: bei stärkerer Reiterei wären ihm wenig Feinde entronnen. Das österreichische Korps entfloh nach Böhmen. Es verlor bei jenem Gefecht 900 Mann. Wallis, sein Führer, betete während des Kampfes in der Kapelle eines Heiligen und flehte wie Moses den Himmel mit erhobenen Armen an, den Österreichern den Sieg zu verleihen. Man meldete ihm: „Ihre Leute sind geschlagen; Sie haben keine Zeit zu verlieren. Retten Sie sich, oder der Feind nimmt Sie gefangen.“ Da saß er auf und gab seinem Pferde die Sporen. Das war sein ganzer Anteil an jenem Gefechte. Die Preußen erbeuteten drei Kanonen und machten hundert Gefangene. An Toten und Verwundeten verloren sie nur dreißig Mann. Sehr betrauert wurde der brave Oberst Gaudy1, ein Offizier von Ruf, der dem verstorbenen König bei der Belagerung von Stralsund (1715) einen wichtigen Dienst geleistet hatte, und zwar durch Angabe eines


1 Andreas Eduard von Gaudy.