<130> Olmütz. Am selben Tage, dem 12. Mai, ging der König mit der Beobachtungsarmee bei Littau über die March und von dort bis Olschan vor, wo ein feindliches Kavalleriekorps von sieben Regimentern unter de Ville lagerte. Der Prinz von Württemberg griff es an, trieb es über Proßnitz auf Wischau zu und lagerte selbst mit 4 Dragonerregimentern, einem Husarenregiment und 4 Bataillonen bei Proßnitz, um den Feind nach Wischau und Brünn hin zu beobachten.

Inzwischen hatte Feldmarschall Reich Olmütz eingeschlossen und eröffnete am 27. Mai die Laufgräben. Jenseits der March hatte er die 10 Schwadronen Bayreuth-Dragoner, 500 Husaren und einige Freibataillone aufgestellt, die beim Dorfe Hodolein lagerten. Zur größeren Sicherheit des Feldmarschalls Keith und der Belagerungsarmee hielt man es für ratsam, de Ville noch weiter fortzutreiben. Er wäre fast in seinem Lager überrumpelt worden und fühlte sich erst unter den Festungswerken von Brünn wieder sicher. Zugleich besetzte die Beobachtungsarmee alle festen Stellungen, die man beizeiten hatte auswählen können. Markgraf Karl bezog ein Lager bei Mährisch-Neustadt, Prinz Moritz bei Littau, Wedell bei Namiescht und der König zwischen Proßnitz und Olschan auf den Höhen von Namiescht bis Studenetz.

Am 7. Juni traf Puttkamer1 mit einem Transport bei der Armee ein. Er war unterwegs nirgends belästigt worden. Zieten wurde bei Grüssau vom Feinde angegriffen, trieb ihn aber zurück. Als er merkte, daß die Österreicher mit ihrer ganzen Macht gegen Mähren zogen, verließ er das Gebirge und vereinigte sich fast gleichzeitig wie Puttkamer mit der Armee des Königs.

Indessen reichten die Lebensmittel und der Kriegsbedarf für die Belagerung nicht aus. Man ließ darum einen neuen Transport aus Schlesien kommen, teils zur Beschleunigung des Angriffs, teils zur Verstärkung der Armee. Wahrscheinlich wäre die Belagerung glücklicher verlaufen, wären die Laufgräben nicht so weitab angelegt worden und hätte man die zuerst errichteten Batterien nicht verlassen müssen, weil ihr Feuer erfolglos blieb und man unnütz viel Munition verschwendete. Mittlerweile rückte die Avantgarde des Feldmarschalls Daun unter Harsch in Mähren ein und lagerte gegenüber dem Prinzen Moritz auf den Hügeln bei Allerheiligen unweit Littau. Harsch machte einen allerdings erfolglosen Versuch, diese Stadt zu überrumpeln (22. Juni). Feldmarschall Daun, der ihm folgte, war auf Gewitsch gezogen und detachierte von da 6 000 Mann, die sich bei Prerau festsetzten. Diese Stellung nötigte den Feldmarschall Keith zur Verlegung seiner Dragoner nach Wisternitz und seiner Freikompagnien2 nach Bystrowan und Holitz.

Daun hatte die Absicht, Verstärkungen in die belagerte Stadt zu werfen, sich aber sonst in keinen Kampf einzulassen, da dessen Verlust die Einnahme von Olmütz nach sich gezogen hätte. Nachts ließ er das von einem Freibataillon besetzte Dorf Holitz


1 Generalmajor Nikolas Lorenz von Puttkamer, Chef eines Infanterieregiments.

2 Das Freibataillon Rapin.