<44> Sonnenstein an der Elbe. In einer Niederung am Fuße der Felsen liegt die Stadt Pirna, nach der das Lager benannt wird. Die Nordfront dehnte sich bis an den Kohlberg aus, der gleichsam das Bollwerk dieses natürlichen Walles war. Davor zieht sich eine Schlucht von 60 bis 80 Fuß Tiefe links um das ganze Lager herum und endet am Fuß des Königsteins. Am Kohlberg, der eine Art von ausspringendem Winkel bildet, beginnt mit der Front nach Westen eine Felsenkette, deren Gipfel die Sachsen besetzt hatten. Sie läßt Rottwerndorf vor sich liegen und endigt, immer schmaler werdend, über Struppen und Leupoldishain am Elbufer bei Königstein. Die Sachsen waren zu schwach zur Besetzung des ganzen Umfangs der Stellung, die auf allen Seiten in unzugänglichen Felsen abstürzt. Sie begnügten sich also, die schwierigen Zugänge, auf denen allein man an sie herankonnte, stark zu besetzen und sie durch Verhaue, Schanzen und Palisaden zu befestigen. Dazu lieferten die ausgedehnten Fichtenwälder auf den Berghöhen Holz in Fülle.

Wer das Lager genau geprüft hat und es bis ins einzelne kennt, muß es als eine der stärksten Stellungen in Europa ansehen und gegen Angriff und Überrumpelung für völlig gesichert halten. Nur Zeit und Hunger konnten so starke Hindernisse überwinden. So wurde denn beschlossen, das Lager eng einzuschließen, den sächsischen Truppen die Zufuhr aller Lebensmittel aus der Umgegend abzuschneiden, kurz, wie bei einer regelrechten Belagerung zu verfahren. Zu dem Zweck bestimmte der König einen Teil seiner Truppen zur Umzingelung des Lagers, während der andere als Beobachtungskorps verwandt wurde. Die Maßregel war die beste, die man unter den obwaltenden Umständen treffen konnte. Sie war um so richtiger, als die Sachsen sich in großer Hast in ihre Felsenfestung zurückgezogen und zur Ansammlung großer Vorräte keine Zeit mehr gehabt hatten. Das Vorhandene reichte höchstens für zwei Monate aus.

Alsbald besetzten die preußischen Truppen alle Wege, auf denen Entsatz oder Lebensmittel zu den Sachsen gelangen konnten. Der Herzog von Bevern nahm mit seiner Abteilung die Stellungen bei Lohmen, Wehlen, Ober-Rathen und Schandau längs der ganzen Elbe ein. Sein rechter Flügel blieb in Verbindung mit der Abteilung des Königs vermittelst einer Brücke, die bei der Ziegelbrennerei geschlagen war. 10 Bataillone und 10 Schwadronen, die in der Nähe des Königs lagerten, besetzten die Gegend von der Elbe und dem Dorfe Groß-Sedlitz bis nach Zehista. Dort begann die Abteilung des Prinzen Moritz, die sich durch einzelne nach Leupoldishain, Markersbach, Langen-Hennersdorf und Hellendorf vorgeschobene Detachements bis über Cotta ausdehnte. Alles in allem dienten 38 Bataillone und 30 Schwadronen zur Einschließung des sächsischen Lagers. Den Befehl über das Beobachtungskorps, das aus 29 Bataillonen und 70 Schwadronen bestand, führte Feldmarschall Keith.

Prinz Ferdinand von Braunschweig rückte mit der Avantgarde in Böhmen ein (13. September). Nach dem Durchmarsch durch Peterswald stieß er bei Nollendorf auf den österreichischen General Wied mit zehn Grenadierbataillonen und entsprechender