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Am nächsten Tag, dem 1. Oktober, bei Morgengrauen, sollte das am Abend vorher entdeckte Lager rekognosziert werden. Aber ein dichter Nebel bedeckte die Ebene und verhüllte alle Gegenstände. Wie durch einen Schleier erblickte man das Dorf Lobositz und rechts und links davon zwei Kavallerieabteilungen, jede scheinbar zu 5 Schwadronen. Nun ließ der König die Armee aufmarschieren. Eine Infanteriekolonne formierte sich rechts, eine andere links, die Kavallerie bildete das zweite Treffen. Denn da das Gelände für die kleine Armee des Königs gar zu ausgedehnt war, so brauchte er 20 Bataillone zum ersten Treffen, und ihm blieben nur 4 zur Reserve. Die übrigen waren entweder zur Bedeckung der Magazine verwandt oder bei den Detachements.

Das Schlachtfeld, auf dem der König seine Truppen aufstellte, erweiterte sich nach links. Der Bergabhang nach Lobositz zu ist mit Weinbergen bedeckt. Steinerne Einfriedigungen in Brusthöhe grenzen die einzelnen Gehege ab. Feldmarschall Browne hatte diese Gehege mit Panduren besetzt, um die Preußen aufzuhalten. So kam es, daß die Bataillone des linken Flügels, sobald sie in Front aufmarschiert waren, mit dem Feinde sofort handgemein wurden. Indes wurde das Feuer nur schwach unterhalten, und die Panduren leisteten keinen kräftigen Widerstand. Dadurch wurde der König in der vorgefaßten Meinung bestärkt, daß die Truppen, die er am Abend vorher in der Ebene hatte lagern sehen, sich zum Rückzug anschickten, und daß die in den Weinbergen feuernden Panduren samt der über der Ebene verbreiteten Kavallerie nur die Nachhut bilden sollten. Das war um so wahrscheinlicher, als man gar keine Spur von einer Armee entdeckte. Aber die Voraussetzung war falsch; denn die Truppen, die man bei Lobositz gesehen hatte, waren die Avantgarde des Feldmarschalls Browne. Die Österreicher erfuhren vom Anmarsch der preußischen Armee nicht eher etwas, als bis sie das Heer bei Wellemin hervorkommen sahen. Erst jetzt erhielt Feldmarschall Browne durch seinen Avantgardenkommandeur Meldung davon und stieß noch in der nämlichen Nacht mit seiner Armee bei Lobositz zu ihm.

Der dichte Nebel dauerte bis gegen 11 Uhr und zerstreute sich erst gänzlich, als der Kampf beinahe zu Ende war. In der Annahme, daß man nur die österreichische Nachhut vor sich hätte, wurden einige Kanonenschüsse auf die feindliche Kavallerie abgefeuert. Sie wurde unruhig und änderte mehrfach ihre Stellung und Formation. Bald stellte sie sich staffelförmig auf, bald in drei Linien, dann wieder in einer Front. Bisweilen zogen sich fünf bis sechs Haufen nach links und verschwanden. Bald erschienen sie in größerer Anzahl wieder. Endlich hatte der König diese unnützen und zeitraubenden Bewegungen satt. Wenn er die feindliche Kavallerie durch 20 Schwadronen Dragoner attackieren ließ, glaubte er die Nachhut schnellstens zu zerstreuen und so dem Kampf ein Ende zu machen. Die Dragoner rückten daher von den Höhen herab, formierten sich an ihrem Fuß unter dem Schutze der preußischen Infanterie, griffen die feindliche Kavallerie an und warfen alles, was sich ihnen entgegenstellte, über den Haufen. Bei der Verfolgung der Fliehenden erhielten sie aus dem Dorfe