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Letztes Kapitel

Der Friede.

Kaum hatten die Truppen Kantonnementsquartiere bezogen, als Fritsch1, Geheimer Rat des Königs von Polen, nach Meißen kam, wo der König sein Hauptquartier hatte. Da Fritsch Güter in der Umgegend besaß, so erschien seine Ankunft nicht auffällig. Er erbat und erhielt eine Audienz beim König (29. November). Nach einigen Gemeinplätzen über das Unheil des Krieges und die Segnungen des Friedens kam er mit der Sprache heraus und sagte, der Friede sei vielleicht nicht so fern, wie man glaube. Er selbst habe sogar einige Aufträge, mit deren Ausrichtung er nur gezögert habe, da er nicht wisse, ob sie nicht ungünstig aufgenommen würden.

Der König erwiderte, seine Feinde hätten ihn zum Kriege gezwungen, sich bisher dem Frieden widersetzt oder ihn unter allerlei Vorwänden abgelehnt. Wenn man also die Unruhen in Deutschland zu beenden wünsche, so möge man sich nicht an ihn wenden, sondern an die, die die Wirren erregt und unterhalten, ja deren Feindseligkeit und Erbitterung in dem Maße zugenommen hätten, als sie bei der Ausführung ihrer verderblichen Pläne auf Widerstand und Hindernisse gestoßen wären. Hierauf überreichte Fritsch dem König einen Brief des Kurprinzen2, worin es hieß, dem Kurprinzen läge die Ruhe Europas am Herzen, und er hätte sich alle Mühe zu ihrer Wiederherstellung gegeben. Zu dem Zweck hätte er die Gesinnung der Kaiserin-Königin erforschen lassen und sie vollkommen zum Frieden geneigt gefunden. Da es also nur noch auf die Zustimmung des Königs von Preußen ankäme, um die Zwistigkeiten der kriegführenden Mächte beizulegen, so bäte er Seine Majestät, sich über diesen Gegenstand zu äußern.

Nachdem der König den Brief gelesen hatte, rief er Fritsch das ganze Betragen des Wiener Hofes während des Krieges in Erinnerung und sagte, es sei eine alte Gepflogenheit dieses Hofes, erst nach seinen Verbündeten Frieden zu schließen, wie so


1 Freiherr Thomas von Fritsch.

2 In dem Schreiben vom 28. November 1762 bat Kurprinz Friedrich Christian um Gehör für die Eröffnungen, die Fritsch in seinem, des Kurprinzen, Namen machen werde. Diese bezogen sich eben auf Verhandlungen zwischen Wien und Dresden über die Wiederherstellung des Friedens.