<124> habe, sei das Ultimatum des Wiener Hofes, und die Kaiserin sei entschlossen, lieber den letzten Mann zu opfern, als auf diese neuen, ebenso demütigenden wie ihrer Würde Hohn sprechenden Bedingungen einzugehen.

Obwohl nichts natürlicher war, als die restlose Herausgabe einer widerrechtlich besetzten Provinz zu fordern, wollten Frankreich und Rußland weiter nichts als den Frieden, jenes, um den Kaiser loszuwerden, der Unterstützung verlangte, dieses, um den Preußen kein Hilfskorps stellen zu müssen. Demgemäß handelten sie und drängten die preußischen Minister, dem allgemeinen Friedensschluß nicht neue Hindernisse zu bereiten. Durch zwei vermittelnde Mächte behindert, die beide die größte Rücksichtnahme verdienten, vermochte der König von Preußen seinen Verbündeten nicht mit dem ganzen Eifer zu dienen, den er für sie empfand. Er konnte nicht Österreich, Frankreich und Rußland zugleich vor den Kopf stoßen, wollte aber mit letzterem doch die Maßregeln vereinbaren, die noch zu ergreifen waren. Dadurch wurde der Zusammentritt des Friedenskongresses um einen Monat verzögert; denn so viel Zeit war nötig, um die Antwort aus Petersburg zu erhalten.

Diese Frist wollen wir benutzen, um dem Leser einen Überblick über die Operationen zu geben, die während des Winters die Truppen in Atem hielten. Wie man sich erinnern wird, hatten wir den Erbprinzen in Oberschlesien verlassen, wo er damit beschäftigt war, seine Stellung bei Troppau und Iägerndorf zu halten und die Feinde bald nach Grätz, bald nach Mährisch-Ostrau, bald nach Achten hin zu treiben. Die Österreicher hielten es ihrerseits für eine Demütigung, wenn sie die Preußen im ungestörten Besitz eines ihnen gehörenden Gebietes ließen. Sie hätten gern alles versucht, um sie daraus zu vertreiben, sahen aber voraus, daß sie Troppau und Iägern-dorf nur zurückerobern könnten, wenn sie beide Städte von Grund aus zerstörten und verbrannten. Da dies Mittel der Kaiserin-Königin aber zu kostspielig und hart erschien, dachten sich die österreichischen Generale ein anderes aus. Durch Abschneidung des Erbprinzen von Neiße, von wo er nach ihrer irrtümlichen Annahme seinen Proviant bezog, glaubten sie ihn zur Räumung von ganz Oberschlesien zwingen zu können.

Zur Ausführung dieses Planes verlegte General Elrichshausen, durch 10 000 Mann verstärkt, die er aus Böhmen erhielt, sein Quartier nach Engelsberg, einem Städtchen in den Bergpässen, deren einer bei Branitz, unfern von Jägerndorf, mündet, ein zweiter bei Hof und ein dritter, der über Zuckmantel und Ziegenhals führt, in der Ebene, die sich zwischen Weidenau und Patschkau, Neiße und Neustadt dehnt. Dies etwa 15 000 Mann starke und vorteilhaft aufgestellte Korps beunruhigte unsere Quartiere verschiedentlich. Bald fouragierte es bei Neiße, wenn es auch stets zurückgetrieben wurde; bald alarmierte es die Gegend von Jägerndorf, von wo es aber Stutterheim, der dort kommandierte, gründlich geschlagen zurückwarf. Schließlich hatte der Erbprinz von Braunschwelg diese Scharmützel satt, die seine Truppen