<149> Zweifellos wird die Ausführung viele Schwierigkeiten bieten. Aber angenommen, es gelänge auch nur die Hälfte dieses Planes, so wäre die Wirkung für Preußen doch sehr günstig. Man wird gewiß fragen, wie die Armee bei Prag vorgehen soll. Ich antworte: sobald man Herr einer Provinz ist, kann man alle Pferde, die sich auftreiben lassen, benutzen, und in Böhmen gibt es zehnmal mehr Pferde, als zum Transport des Mehlbedarfs einer Armee nötig sind. Was die Fourage betrifft, so findet man sie überall, entweder noch auf den Feldern oder schon in den Scheunen. Außerdem könnte bei einem Vorstoß gegen die Donau Bayern alles liefern, was der Armee noch fehlen sollte. Was die schlesische Seite betrifft, so meine ich, daß man nach der Einnahme von Brünn dort Magazine errichten und in diesem Feldzuge nicht weiter vorgehen müßte als bis an die Ufer der Thaya, nach Znaim, Nikolsburg und anderen Orten, die man dem Feind gegenüber als Stützpunkte der Winterquartiere gebrauchen könnte. Indem man die Umgegend von Olmütz auf vier Meilen in der Runde verwüstet und nur wenige Truppen dort läßt, die die Stadt locker einschließen, würde man sie im Winter aushungern und sie im folgenden Frühjahr zwingen, sich ohne großen Widerstand zu ergeben.

Um der Wahrheit die Ehre zu geben, muß ich hinzufügen, daß aller Wahrscheinlich-keit nach nicht jede der vorgeschlagenen Unternehmungen so völlig gelingen wird, wie ich es annehme. Trotzdem sieht fest, daß man mit großen Plänen weiter kommt, als wenn man sich mit eingeschränkten und engen Gesichtspunkten begnügt1.

Ich habe diesen Plan unter der Voraussetzung entworfen, daß wir nur die Russen und Sachsen zu Bundesgenossen haben; denn ich wollte nicht mehr annehmen, als in Wirklichkeit jetzt besieht. Aber rechnen wir für einen Augenblick die Türkei in die Operationen ein, die wir vorschlagen, dann sind mindestens 40 000 Österreicher gegen sie beschäftigt und können nicht gegen Preußen kämpfen. Lassen wir noch die Franzosen in Flandern hinzutreten, so sind mindestens 30 000 Österreicher im Verein mit den Holländern und Engländern nötig, um den Streitkräften der Franzosen entgegenzutreten. Fügen wir eine Diversion in die Lombardei von seiten der französischen und sardinischen Truppen hinzu, denen die Österreicher mindestens 30 000 Mann entgegenstellen müßten, so ergibt das alles zusammen: gegen die Türken 40 000 Mann, in Wandern 30 000, in der Lombardei 30 000, insgesamt 100 000 Mann. Zieht man diese Zahl von den 240 000 Mann ab, aus denen ihre Armee besteht, so bleiben ihnen nur 140000 Mann gegen Preußen, das ihnen mit seinen Verbündeten 180 000 Mann entgegenstellen kann.

Aus dieser Berechnung ergibt sich also, wenn man den Truppen des Kaisers auf allen Seiten gleiche Kräfte entgegenstellt, daß die Preußen eine Übermacht von 40 000 Mann haben, die sie nach Gutdünken verwenden können. Dann läßt sich sogar eine Armee aufstellen, die getrennt operieren könnte, ohne auf einen Gegner zu stoßen, der ihren Unternehmungen entgegentreten könnte. Das aber ist die größte


1 Vgl. Bd. VI, S. 2O2. 219. 246 f.; VII, S. 215.