<28> ward. Dem König von Preußen wurde der gefaßte Entschluß mitgeteilt, und zwar als ein Mittel, das man sich ausgedacht hätte, um ihn für seine an Rußland gezahlten Subsidien zu entschädigen.

Als Graf Panin dem Grafen Solms das eben Geschilderte mitteilte, verlangte er als Vorbedingung, daß der König die Ansichten des Wiener Hofes über diese Teilung ergründete. Daraufhin machte der König dem Freiherrn van Swieten die nötigen Eröffnungen und versicherte ihm, Rußland sei durchaus nicht unzufrieden darüber, daß Österreich sich in den Besitz der Zips gesetzt habe, und er, der König, rate Ihren Kaiserlichen Majestäten zumBeweis seiner Freundschaft, sich in diesemTeil von Polen nach Belieben auszudehnen. Sie könnten dies um so ungefährdeter tun, als ihr Beispiel von den anderen Nachbarmächten Polens befolgt werden würde. So herzlich diese Eröffnung auch war, sie fand beim Wiener Hofe doch nicht die erwartete Ausnahme. Fürst Kaunitz war zu sehr von dem Plan erfüllt, zu dessen Ausführung er sich anschicke. Er sah größeren Vorteil in einem Bündnis mit den Türken als in einer Allianz mit Rußland. Er antwortete daher trocken, wenn seinHof einige Striche von Polen an der ungarischen Grenze besetzt habe, so wäre das nicht in der Absicht geschehen, sie zu behalten, sondern lediglich als Unterpfand für einige Summen, die das Haus Österreich von der Republik fordere. Er habe es nicht für möglich gehalten, daß eine solche Bagatelle den Gedanken eines Teilungsplanes hätte zeitigen können, dessen Ausführung auf unübersteigliche Schwierigkeiten stoßen würde, da es so gut wie unmöglich sei, vollkommene Gleichheit zwischen den Anteilen der drei Mächte herzustellen. Kurz, ein solches Projekt könne nur dazu dienen, die verworrene Lage Europas noch bedenklicher zu machen, als sie schon sei. Er riete dem König also ab, sich auf solche Maßregeln einzulassen. Mit gleichgültiger Miene fügte er hinzu, sein Hof sei bereit, die von seinen Truppen besetzten Gebiete zu räumen, wenn die anderen Mächte ein gleiches tun wollten. Das letzte war ein stummer Vorwurf gegen Rußland, das Armeen in Polen hatte; es zielte ebenso auf den König hin, der eine Truppenkette von Krossen bis über die Weichsel gezogen hatte, um 'seine Staaten vor der Pest zu schützen, die damals in Polen wütete.

In einer so wichtigen Angelegenheit durfte man sich durch Kleinigkeiten nicht abschrecken lassen. Es war vorauszusehen, daß der Wiener Hof seine Meinung ändern würde, sobald Rußland und Preußen fest zusammenhielten; denn die Österreicher mußten es vorziehen, ihren Teil an der Beute zu haben, statt sich in die Gefahr eines Krieges mit so starken Gegnern zu stürzen. Hinzu kam, daß die KaiserinKönigin damals keinen anderen Bundesgenossen als Frankreich besaß und auf keinerlei Beistand zu rechnen hatte.

Um die Gunst der Umstände auszunutzen, beschloß der König, die Teilung energisch zu betreiben. Er beobachtete dem Wiener Hofe gegenüber Stillschweigen, um ihm Zeit zum Nachdenken zu geben. Zugleich beauftragte er Graf Solms, die Russen wissen zu lassen, daß die Eröffnungen über den Tellungsvertrag in Wien gemacht