<216> sein Lager schlecht gewählt ist, oder eins seiner Detachements aufhebt, das er nicht unterstützen kann, sei es, daß man ihn in ein Nachhutgefecht verwickelt, wenn sein falsches Benehmen dazu Anlaß gibt, oder einen Krieg gegen seine Verpflegung führt, indem man seine Proviantzüge abfängt, seine Fourageure schlägt oder auch den Winter benutzt, um in seine Quartiere einzufallen, wenn er sie nicht genügend gesichert hat. Zahlreiche kleine Erfolge wiegen den Gewinn einer Schlacht auf und geben auf die Dauer ein entscheidendes Übergewicht.

Ich könnte Euch kein schöneres Beispiel eines nach diesen Grundsätzen geführten Defensivkrieges nennen als das des Feldzuges von 1758, wo Prinz Ferdinand mit denselben Truppen, mit denen der Herzog von Cumberland so feige gekämpft hatte, in die Quartiere der französischen Armee einfiel, sie aus Braunschweig und Hannover verjagte und sie in weniger als zwei Monaten über die Weser, die Lippe und den Rhein zurücktrieb1. Bedenkt dabei, daß es in der ganzen Armee an wirklichen Generalen nur Prinz Ferdinand und den Erbprinzen2 gab. Die Feldzüge, die er weiterhin führte, waren zwar weniger glänzend, aber von derselben Art, da die Franzosen nicht weniger als 100 000 Mann in Deutschland hatten und Prinz Ferdinand ihnen nur 60 000 Mann entgegenstellen konnte. Dies Mißverhältnis, das jeden andren entmutigt hätte, hinderte ihn nicht, ganz Niedersachsen und einen Teil von Westfalen gegen die Unternehmungen der Franzosen zu decken und sie öfters im Laufe eines Feldzuges zweimal zu schlagen. Die Art, wie Prinz Ferdinand jenen Krieg führte, hat seinen Namen berühmt gemacht. An derartigen Kennzeichen unterscheidet man wirkliche Generale von solchen, die nur den Generalstitel tragen. Vergleicht man sein Verhalten mit dem sämtlicher Marschälle, die Frankreich ihm entgegenstellte, so wird man sehen, wie sehr er ihnen überlegen war. Er allein war für die Armee der Alliierten soviel wert wie 40 000 Mann.

Ein andres Beispiel, wenn auch weniger glänzend und von weit geringerem Schlage, ist das Karl Emanuels, des Königs von Sardinien, der den Alpenübergang im Jahre 1747 ausgezeichnet verteidigte. Da er den Col d'Assiette mit großer Kunst und Geschicklichkeit besetzt hatte, so vernichtete er durch dies Hindernis die Pläne der Franzosen und Spanier. Chevalier Belle-Isle, der Führer der Verbündeten, griff diese wichtige Stellung zu leichtfertig an. Seine Truppen wurden überall zurückgeschlagen, und er selbst fiel3. Die Franzosen und Spanier gingen über den Var zurück, und der König von Sardinien hatte den Ruhm, seine Staaten für diesen Feldzug vor der feindlichen Invasion gerettet zu haben. Den Erfolg verdankte er lediglich der verständigen Wahl einer uneinnehmbaren Stellung und den guten Maßregeln, die er getroffen hatte.

Eine Armee kann durch einen Mißerfolg oder durch den Verlust einer Schlacht auf die Defensive beschränkt werden. Doch verlangt die Kriegsregel und die Erfahrung,


1 Vgl. Bd. III, S. 123 ff.

2 Erbprinz Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig (vgl. Bd. III, S. 87. 123).

3 Vgl. Bd. III, S. 17.