<218>Mitteln und Verbindungen abgeschnitten zu werden. Steht das feindliche Detachement in gebührender Entfernung von seiner Hauptarmee, so ist es besser, ihm mit allen Kräften auf den Leib zu rücken, um es zu schlagen und den Gegner dadurch einzuschüchtern. Immerhin ist nicht zu leugnen, daß der General sich in einer schwierigen und peinlichen Lage befindet, und daß er seine Tätigkeit, Wachsamkeit, Geistesgegenwart und wenn möglich auch seine Gewandtheit verdoppeln muß, um sich mit Ehren herauszuziehen.

In dem zuerst angenommenen Falle jedoch, wo Euch 45 000 Mann gegen 60 000 verbleiben, sind die Schwierigkeiten bei weitem nicht so bedeutend. Denn habt Ihr auch nicht genug Truppen, um den Feind anzugreifen, so reichen sie doch zu Eurer Verteidigung aus. Oft wird der Feind nach einigen frisch errungenen Erfolgen übermütig. Er verläßt sich auf sein Glück, verachtet den Besiegten und läßt sich gehen. Er behandelt den Krieg nur noch als Läpperei, glaubt, sich nicht mehr streng an die Kriegsregeln halten zu müssen, faßt unüberlegte Entschlüsse, handelt drauf los und bietet Euch dadurch selbst die Gelegenheiten, die Ihr nicht unbenutzt lassen dürft, um wieder das Übergewicht zu erlangen, das Ihr an einem schlimmen Tage verloren hattet. Sobald Ihr merkt, daß der Feind im Gefühl seiner Sicherheit einschläft, müßt Ihr ihn darin noch bestärken; denn das ist der Vorbote des Unglücks, das seiner harrt. Kurz, legt ihm allerlei Fallen, damit er wo nicht in die eine, so doch in die andre tappt. Stellt Euch, als wolltet Ihr vor ihm zurückgehen, sucht ihn zu einer falschen Bewegung zu verleiten und benutzt unverweilt seine geringste Fahrlässigkeit.

Seid Ihr schwächer als der Feind und wartet Ihr auf Hilfe, so würdet Ihr eine unverzeihliche Torheit begehen, wenn Ihr das Geringste unternähmet, bevor die Verstärkung heran ist. Denn durch Eure Ungeduld bringt Ihr Euch in Gefahr, all die Erfolge zu verlieren, die die Hilfstruppen Euch sicherlich verschaffen würden, wenn Ihr deren Eintreffen abwarten wolltet. Nur in solchen Fällen darf sich ein Heerführer auf die Defensive in der vollen Bedeutung des Wortes beschränken.

Fassen wir nun die allgemeinen Grundsätze zusammen, die wir für die verschiedenen, eben besprochenen Kriegsatten aufgestellt haben, und geben wir einen kurzen Abriß der Regeln für die Feldzugspläne, je nach der Lage, in der man sich befindet:

1. Wer einen Krieg unternehmen will, muß sich genaue Kenntnis von der Stärke des Feindes, mit dem er kämpfen will, und von dem Beistand seiner Verbündeten verschaffen, um die eignen Kräfte mit denen des Gegners zu messen und festzustellen, auf welcher Seite die Überlegenheit ist.

2. Man muß gründliche Kenntnis von der Natur des Landes haben, in dem man Krieg führen will, um die Einzelheiten der geplanten Unternehmung danach einzurichten.

3. Die Hauptsorge gilt den Lebensmitteln, die man für den Feldzug braucht. Man beschränke sich nicht auf ihre Anschaffung, sondern sinne im voraus auf Mittel und