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Auf dem Marsche muß die Armee in der Regel drei getrennte Korps zu ihrer Verfügung haben: eine Avantgarde zum Aufklären des Geländes, durch das sie marschieren soll, eine Arrieregarde, um die Marschkolonnen im Rücken zu decken, und eine Reserve zum Gebrauch nach Bedarf, sei es zum Flankenschutz der Kolonnen nach Art von Seitenpatrouillen, wenn der Feind nahe ist, sei es zur Deckung der Bagage. Man marschiert in möglichst vielen Kolonnen. In unsren Ländern können wir selten mehr als vier haben. Ich zähle hierbei die Bagage nicht mit, die, wenn möglich, zwei bis drei Kolonnen formiert, falls man der feindlichen Stellung parallel marschiert. Marschiert man z. B. treffenweise links ab, so muß die Bagage auf die linke Seite der Treffen gehen, damit die Armee sie deckt. Marschiert man rechts ab, so hält sie sich rechts von den Treffen. Rückt man vor, so folgt die Bagage zwischen den Kolonnen und der Arrieregarde. Beim Rückzug geht die Bagage voraus, jedesmal mit einer besonderen Bedeckung.

Die Armee kann unmöglich stets konzentriert bleiben. Oft tritt der Fall ein, daß man detachieren muß. Der triftigste Grund für einen Heerführer, Teile von der Armee abzusondern, ist der, den der Marschall von Luxemburg hatte. Um König Wilhelm III. durch Absendung starker Detachements zu schwächen, schickte Luxemburg selbst solche aus, mit der geheimen Absicht, sie wieder zurückzurufen, und zog sie dann wieder an sich. König Wilhelm ließ sich dadurch überlisten, und so wurde er bei Neerwinden geschlagen1. Alle diese Einzelheiten findet Ihr in der Kriegsgeschichte von Quincy2 und in den Memoiren von Feuquières3, auf die ich Euch hiermit verweise.

Detachieren muß man, um Stellungen rechts und links von der Armee zu besetzen, damit der Feind Euch nicht umgeht. In einiger Entfernung vom Feinde muß man leichte Truppen so dicht gegen dessen Armee vorschieben, als es in der Ebene ohne Gefahr für sie angeht. Dazu nimmt man ein paar Husaren- und Dragonerregimenter. Sie müssen Euch Nachricht über den Feind verschaffen, und ihre Patrouillen müssen immerfort unterwegs fein. Zwischen sie und die Armee schiebt man einige Freibataillone, um ihren Rückzug zu sichern, falls sie zurückgedrängt werden. In waldigem Gelände schiebt man ein starkes Korps leichter Infanterie vor, dem man zur Verstärkung und zum Schutze einige Husaren beigibt.

Man nimmt ferner Detachierungen vor, um wichtige Übergänge oder Stellungen zu besetzen. Dazu muß man in fast allen Fällen eine starke Infanterieabteilung wählen; denn man hat sich wohl einzuprägen, daß man Truppen nur in geeignetem Gelände verwenden darf, wo sie fechten können. Eine Stellung zu halten, Gehölze, Wälder und Flußübergänge zu bewachen, ist Sache der Infanterie. Nie kann Kavallerie allein eine Stellung behaupten: der Kanonen wegen. Ferner darf die Kavallerie nicht verwandt werden in sumpfigem oder von Gräben durchsetztem


1 Vgl. S. 213 f.

2 Vgl. S. 38, Anm. 4.

3 Vgl. S. 117,