<283> Flusse, so muß dieser im Winter fleißig aufgeeist werden, damit der Feind ihn nicht überschreiten kann. Ganz zu geschweigen von den Kavalleriepatrouillen, die Tag und Nacht im Felde sein müssen, um die geringste Bewegung des Feindes zu melden, und von den Spionen, deren man eine gute Anzahl haben muß, damit, wenn einer ausbleibt, der andre Nachrichten bringen kann. Wird die Postenkette nicht zu sehr beunruhigt und ist ihr Dienst nicht zu schwer, so muß der Kommandeur sein Bataillon nach Möglichkeit exerzieren; denn seine Ehre und Reputation hängen an der Güte seiner Truppe, und je besser er sie im Zuge hat, desto mehr kann er sich seines guten Rufes versichert halten.

Für die Truppen, die in die Winterquartiere rücken, gilt das gleiche hinsichtlich der Gesundheitspflege der Soldaten; alle Kommandeure, die ihre Bataillone nicht mit der in Friedenszeiten eingeführten Manneszucht ins Lager zurückführen, sind als schlechte Kerle zu betrachten, deren sich die Armee baldmöglichst entledigen muß.

Die Infanterie wird nicht allein im Feldkriege gebraucht, sondern auch zur Belagerung und Verteidigung fester Plätze. Ein Offizier und besonders ein Bataillons-kommandeur, der nichts vom Festungskriege versieht, ist nur ein halber Offizier. Denn will er eine Festung verteidigen, so muß er einen Begriff davon haben und z. B. wissen, was das Feuer im gedeckten Wege, eine Art Heckenfeuer1, ist, das namentlich des Nachts unterhalten wird. Er muß wissen, warum man einen Ausfall macht, nämlich um die Werke des Angreifers zu zerstören. Da ist rasches, energisches Handeln nötig; denn es gilt, den Feind aus der Parallele zu jagen, die Sappen zu zerstören und die feindlichen Kanonen zu vernageln. Bewaffnet sind dabei nur diejenigen, die zum Angriff bestimmt sind; sie sollen die Belagerer zurücktreiben und den Arbeitern Zeit zur Zerstörung der feindlichen Werke verschaffen, was in großer Geschwindigkeit geschehen muß. Hierauf muß sich die Ausfallstruppe nach dem gedeckten Weg zurückziehen, und zwar rechts oder links von dem erfolgten Angriff. Dort hat der Kommandant ein überlegenes Feuer vorbereitet, um den Rückzug zu decken.

Ein Bataillonskommandeur darf sich nicht dadurch einschüchtern lassen, daß er in einer Festung eingeschlossen ist. Das ziemt sich nur für einen schlaffen und faulen Menschen. Wer aber Ehrgeiz besitzt, sieht darin eine Gelegenheit, sich auszuzeichnen und somit sein Glück zu machen. Denn bei der hartnäckigen Verteidigung eines Platzes, in dem er sieht, erwirbt ein Offizier ebenso viel Ruhm wie bei einer gewonnenen Schlacht. Den Sturm auf ein Festungswerk abzuschlagen, macht einem Offizier ebensoviel Ehre wie die Verteidigung einer Feldschanze oder die Vertreibung des Feindes aus seiner Stellung. Ein tüchtiger, ehrgeiziger Offizier muß jede Gelegenheit ergreifen, um sich hervorzutun. Bei dem langen Frieden aber, den wir jetzt genießen, sind die Kommandeure unentschuldbar, die sich künftig bei schlechter Verteidigung mit ihrer Unkenntnis in der Fortifikation entschuldigen wollen. Der


1 Eine Art von kommandiertem Schützenfeuer.