<398>Doch selten ist sie und der Mut gemein.
Varro war nur Soldat, Fabius ein Held1.

Hoch ragt des Athos Gipfel ob der Welt,
Sieht drunten sich im Sturm die Wolken ballen,
Hört sich zu Füßen laut den Donner hallen.
Doch seine heitre Stirn die Winde bricht,
Und ihr ohnmächtig Wüten schreckt ihn nicht.
So von des Lagers Höhe schaut in Ruh
Der Held dem Ansturm seines Gegners zu,
Der seine Wut umsonst an ihm verschwendet.

Hat Mars Euch seine ganze Huld gespendet,
Flammt Euch der Blitz des Genius im Gemüte,
So findet Ihr der festen Burgen viel,
Die Menschenhand zu baun umsonst sich mühte,
Doch die Natur erschuf sie wie im Spiel.
Wohl sieht der Tor sie, doch mit trübem Blick;
Der Held benutzt sie flugs zum Meisterstück.

So trotzte einst mit seinem Häuflein lange
Leonidas beherzt dem wilden Drange
Der Perserscharen: ihre plumpe Kraft
Ward in der Thermopylen Enge hingerafft.
So setzten Xerres' raschem Siegeslauf
Durch ihre Kunst die Griechen einst ein Ziel.
So hielt Epirus einst das Schicksal auf,
Eh' um die Herrschaft Roms der Würfel fiel.
Dyrrhachiums Höhn, auf die des Volkes Held,
Der Abgott des Senates sich gestellt:
Ihr hieltet lange Cäsars Glück im Schach,
Und ohne Schwertschlag blieb Pompejus Sieger!
Doch unbesonnen, müd des Wartens stieg er
Von Euch herab, gab seiner Jugend nach.
Da ließ ihn Mars, der strenge Gott, im Stich;
Bezwungen ward er und sein Stern verblich!
O einzige Schlacht2, o schicksalsvoller Tag,
Da Rom besiegt zu Cäsars Füßen lag!


1 Cajus Terentius Varro wurde bei Cannä (216 v. Chr.) von Hannibal geschlagen, Quintus Fabius Maximus hielt diesen durch Vermeidung jeder Schlacht und durch Wahl fester lager auf Bergeshöhen in Schach.

2 Die Schlacht bei Pharsalos, 48 v. Chr.