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5. daß man nicht duldet, daß die Leute auseinanderlaufen, sondern die Offiziere anhält, sie in Reih und Glied zum Stroh- und Wasserholen zu führen;

6. daß das Marodieren, die Quelle der größten Ausschreitungen, streng bestraft wird;

7. daß an Marschtagen die Wachen aus den Dörfern nicht eher zurückgezogen werden, als bis die Armee unter Gewehr sieht;

8. daß bei Nacht nur aus zwingenden Gründen marschiert wird;

9. daß den Leuten an Marschtagen streng verboten wird, Reih und Glied zu verlassen;

10. daß man neben der Infanterie Husarenpatrouillen herreiten läßt, wenn sie durch Wald marschiert;

11. daß man beim Marsche durch Defileen Offiziere an die Ein- und Ausgänge stellt, die die Truppen gleich wieder formieren1;

12. daß, wenn man zu Rückwärtsbewegungen genötigt ist, man dies den Truppen sorgfältig verbirgt und einen Vorwand dafür erfindet, den der Soldat gerne hört;

13. daß man stets dafür sorgt, daß es den Truppen an nichts fehlt, es sei Fleisch, Brot, Stroh, Branntwein usw.;

14. daß man nach den Ursachen forscht, wenn die Desertion bei einem Regiment oder einer Kompagnie einreißt, und feststellt, ob der Soldat seine Löhnung und alle ihm zustehenden Vergünstigungen regelmäßig bekommt, oder ob der Hauptmann eines Unterschleifes schuldig ist.

Nicht weniger Sorgfalt erfordert die Erhaltung der Disziplin. Man wird vielleicht sagen: dafür werden schon die Obersten sorgen! Aber das genügt nicht. Bei einer Armee muß alles bis zur Vollkommenheit getrieben werden, und man muß erkennen, daß alles, was geschieht, das Werk eines Einzigen ist. Der größte Teil einer Armee besieht aus nachlässigen Leuten. Sitzt der Heerführer ihnen nicht beständig auf den Hacken, so gerät die ganze kunstvolle und vollkommene Maschine sehr bald in Unordnung, und er verfügt nur noch in der Idee über eine wohldisziplimierte Armee. Man muß sich also daran gewöhnen, unaufhörlich zu arbeiten. Wer das tut, den wird die Erfahrung lehren, daß dies notwendig ist und daß alle Tage Mißbrauche abzustellen sind. Sie entgehen nur denen, die sich nicht die Mühe geben, darauf zu achten.

Diese beständige, mühsame Arbeit scheint zwar hart, aber ein Heerführer, der sie leistet, sieht sich dafür reichlich belohnt. Welche Erfolge kann er doch mit so beweglichen, tapferen, gut disziplinierten Truppen über den Feind erringen! Ein Heerführer, der bei andern Völkern für verwegen gälte, tut bei uns nur, was den Regeln entspricht. Er kann alles wagen und unternehmen, was Menschen zu vollbringen vermögen.


1 Die Truppen marschierten meist in Zugkolonne und mußten daher bei Wegengen abbrechen.