<62>

ordnung auf und feuert auf den Feind. Hierauf dringt die Kavallerie durch die von den Arbeitern hergestellten Öffnungen ein, marschiert auf und attackiert den Feind, sobald sie stark genug ist. Wird sie zurückgeworfen, so sammelt sie sich unter dem Feuer der Infanterie, bis endlich die ganze Armee eingedrungen und der Feind völlig verjagt ist.

IV. Verteidigung einer Verschanzung

Ich habe schon gesagt und wiederhole es: ich möchte meine Armee nie verschanzen, außer bei einer Belagerung; und auch dann wäre es besser, dem feindlichen Entsatzheere entgegenzurücken. Aber nehmen wir einmal an, man wollte sich verschanzen. Für diesen Fall will ich die vorteilhafteste Art angeben. Man wählt ein kleines Gelände, um es mit einer zusammenhängenden Reihe von Bataillonen besetzen und noch zwei bis drei starke Infanteriereserven zurückbehalten zu können, die beim Angriff da eingesetzt werden, wo der Feind den Hauptstoß führt. Man besetzt die Brustwehr mit Bataillonen und stellt die Reserven dahinter, sodaß sie nach allen Seiten gleich bei der Hand sind. Die Kavallerie wird hinter der Reserve in einem einzigen Treffen aufgestellt. Die Verschanzung muß gut angelehnt sein. Stößt sie an einen Fluß, so muß der Verschanzungsgraben so tief wie möglich in das Flußbett hineingeführt werden, damit sie nicht umgangen werden kann. Stößt sie an ein Gehölz, so macht man dort einen Flankenanschluß und legt davor einen möglichst starken Verhau an. Die Fleschen müssen so gut wie möglich flankiert werden. Den Graben macht man sehr breit und tief und vervollständigt die Verschanzung täglich durch Verstärkung der Brustwehr, durch Palisaden auf den Bermen, durch Wolfsgruben oder durch spanische Reiter rings um das ganze Lager. Euer Vorteil beruht wesentlich auf der Wahl der Stellung und auf gewissen fortifikatorischen Regeln, die man beobachten muß:

1. den Feind zu zwingen. Euch in schmaler Front anzugreifen,

2. ihn zu nötigen, daß er nur die Hauptpunkte Eurer Verschanzung angreift.

Zum besseren Verständnis siehe Plan II. Das Vorgelände wird einerseits durch Verhaue und andrerseits durch den Fluß beschränkt, und Ihr zeigt dem Angreifer eine Front, die ihn überflügelt. Euren rechten Flügel kann er nicht angreifen; denn sonst hätte er die Batterie am andern Flußufer in der Flanke und die Redoute des Zentrums im Rücken. Er hat also keinen andern Angriffspunkt als diese Redoute und muß sie außerdem noch von dem Verhau her angreifen. Da Ihr den Angriff dort erwartet, so wird diese Schanze von allen Werken am stärksten befestigt, und da Ihr nur diesen einen Punkt zu verteidigen habt, so wird Eure Aufmerksamkeit durch weiter nichts abgelenkt.

Plan III zeigt eine andre Art von Verschanzung mit vor- und zurückspringenden Redouten, die sich gegenseitig flankieren und durch eine Wallinie verbunden sind.