<72> Flügel. Diese Bataillone nebst der Infanterie, die auf dem Flügel stand, greifen nun den Feind in der Flanke und im Rücken an, sodaß Ihr ihn leichten Kaufs abfertigt. Eure siegreiche Kavallerie darf der feindlichen keine Zeit zum Sammeln lassen. Sie muß sie vielmehr in guter Ordnung unaufhörlich verfolgen und sie nach Kräften von ihrer Infanterie abschneiden. Wird ihre Verwirrung vollständig, so läßt der Kavallerieführer sie durch die Husaren verfolgen und diese durch Kürassiere unterstützen. Zugleich schickt er die Dragoner auf die Straße, die die fliehende feindliche Infanterie einschlägt, um sie abzuschneiden und recht viele Gefangene zu machen.

Plan VIII unterscheidet sich von den beiden vorhergehenden dadurch, daß Dragonerschwadronen ins zweite Infanterietreffen gestellt werden, und zwar, weil ich bei allen Schlachten gegen die Österreicher bemerkt habe, daß ihre Bataillone sich zum Knäuel um ihre Fahnen ballen, sobald das Infanteriefeuer eine Viertelstunde gewährt hat. Bei Hohenfriedberg brach unsre Kavallerie in diese wirren Massen ein und machte haufenweise Gefangene1. Sind die Dragoner also gleich bei der Hand, so müßt Ihr sie dann auf die feindliche Infanterie loslassen, und sie werden sie sicher zusammenhauen.

Man wird sagen, daß ich das Schießen verbiete, und daß dieser Schlachtplan doch ganz auf das Feuer meiner Infanterie angelegt ist. Ich antworte, daß von zwei Fällen, die ich voraussehe, einer eintreten wird. Entweder wird meine Infanterie trotz des Verbotes schießen, oder, wenn sie mein Verbot achtet, wird der Feind ihr ebenfalls den Rücken kehren. In beiden Fällen muß man die Kavallerie auf ihn los, lassen, sobald er in Verwirrung gerät. Teils in der Front, teils in der Flanke angegriffen und zugleich durch das zweite Kavallerietreffen von hinten abgeschnitten, wird er fast Mann für Mann in Eure Hände fallen. Das wäre dann keine Schlacht mehr, sondern die völlige Vernichtung des Feindes, besonders, wenn sich in der Nähe kein Defilee befindet, das seine Flucht begünstigt.

Ich schließe diesen Abschnitt mit einer einzigen Betrachtung. Marschiert Ihr in Linie zur Schlacht, sei es nach rechts oder links, so müssen die Züge gut Abstand halten und weder drängen noch zu weit auseinanderkommen. Marschiert Ihr frontal2, so müssen die Züge und Bataillone dicht aufschließen, damit der Aufmarsch sich rasch abwickelt.

XII. Von der Artillerie

Ich unterscheide das schwere Geschütz von den Feldstücken der Bataillone. Das schwere Geschütz fährt bei Beginn der Schlacht auf den Höhen auf und das leichte 50 Schritt vor der Front. Beide müssen gut zielen und genau schießen. Ist man


1 Vgl. Bd. II, S. 220.

2 D. h. in Kolonnen (vgl. S. 45).