<114> Ehrgeiz zum Kriege treibt, all das Verhängnis in seiner Gefolgschaft, das seine Untertanen auszubaden haben, einmal vor die Augen rücken: die Steuerlast, unter der das Voll erliegt, die Aushebungen, die einem Lande seine gesamte Jugend hinwegnehmen, in den Heeren die ansteckenden Seuchen, wo Tausende elendiglich zugrunde gehen; diese mörderischen Belagerungen, die noch grausameren Schlachten, die Verwundeten, Verkrüppelten, die mit ihren Gliedern das letzte Mittel, ihr Dasein zu fristen, einbüßen; all die Waisen, denen das feindliche Eisen die genommen hat, die sie vor Todesgefahr zu decken wußten, sie, die nun ihrem Fürsten der Kinder Leben, alles, was die nährte und erhielt, zum Opfer gebracht haben; soviel dem Staate wertvolles Leben geerntet, ehe es reif ward! Kein Tyrann hat noch je solche Schrecknisse kalten Blutes zu begehen vermocht. Ein Fürst, der einen ungerechten Krieg anfängt, ist grausamer denn ein Tyrann. Er bringt seiner ungebärdigen Leidenschaft das Leben, das Glück, die Gesundheit von Tausenden zum Opfer, die er beschützen und glücklich machen müßte, anstatt sie so leichtherzig den bittersten Heimsuchungenvor denen die Menschheit zu bangen hat, preiszugeben. Genug, die Walter und Herren der Welt können nicht vorsichtig und umsichtig genug jeden ihrer Schritte bedenkenkönnen nicht sparsam genug mit dem Leben der Ihren geizen; denn jene sind ja nicht ihre Hörigen, sie sollen ihresgleichen in ihnen sehen, in gewissem Sinne ihre Gebieter. Ehe ich schließe, eine Bitte an die fürstlichen Leser: keiner darf sich durch die Freiheit, mit der ich hier zu ihm sprach, gekränkt fühlen. Aufrichtigen Herzens, ohne je, mandem zu schmeicheln, nur der Wahrheit die Ehre zu geben, das war mein Bestreben. Ich habe von den jetzt regierenden Fürsien eine zu hohe Meinung, um sie nicht für würdig zu halten, die Wahrheit anzuhören. Vor Unmenschen, Tyrannen, vor einem Tiberius, einem Borgia muß man mit ihr zurückhalten; sie schlüge ihren Verbrechen, ihrer Schurkerei allzu grob ins Angesicht. Dank sei dem Himmel, unter den Herrschern Europas findet sich kein einziger Unhold dieser Art. Doch das wissen wir, wie sie selber auch, daß sie über Menschenschwachheit keineswegs erhaben sind, und das schönste Lob ist^s für sie, wenn ich sage: vor ihnen darf man kühnlich alle Schuld der Könige geißeln, jeglichen Verstoß wider die Gerechtigkeit und wider menschliches Empfinden.