<151>beamte, die die Einnahmen der Krone durch ihren Fleiß vermehrt haben, ohne das Volk zu bedrücken, Diplomaten, die in kritischen Zeiten mit Treue und Geschicklichkeit gedient haben, Militärs, die hochherzig ihr Leben für das Vaterland auf das Spiel gesetzt haben, die wegen ihrer langen Dienste oder ihrer Verwundungen Belohnungen verdienen, erfahrene Offiziere, die künftig gute Dienste zu leisten vermögen, andere, die ihre Gesundheit eingebüßt haben und nicht mehr imstande sind, ihr Amt zu versehen, und denen in ihrer Not nicht beizustehen undankbar wäre. Kurz, für wen sollten die Belohnungen bestimmt sein, wenn nicht für Offiziere, die sich im Kriege durch glänzende, mit Geschick geleitete und mit Kühnheit ausgeführte Taten auszeichnen? Für die große Zahl von Männern, die mit Recht nach Belohnungen streben, haben wir nur zwei Ordenszeichen1, die mit keinerlei Pension verbunden sind, 40 Amtshauptmannschaften, Pfründen in den Domkirchen von Magdeburg, Halbersiadt, Minden, Brandenburg und Kamin, einige Gouverneurstellen mit geringen Bezügen, Pensionen aus den Pfründen von Schlesien und aus den Komtureien des Malteserordens, außerdem noch einige Pensionen von der Domänenkasse. Wie gering auch diese Belohnungen sind, sie müssen doch geschickt verwendet werden, und die Art und Weise der Verleihung muß den Wert dessen, was man gibt, erhöhen. Hat die Gunst bei der Anstellung dieser Wohltaten keinerlei Anteil und wird nur das Verdienst belohnt, so ist das sicher das unfehlbarste Mittel zur Ermutigung der Tugend. Auch erreicht man dadurch, daß viele Menschen die Tugend wenigstens äußerlich zur Schau tragen, während sie unter jeder anderen Regierung ihren Lastern freien Lauf lassen würden. Jeder Staat, in dem die Tugend überwiegt, ist den anderen auf die Dauer überlegen. In ihm werden wackere Taten in größerer Zahl vollbracht als bei allen Nachbarn, und daher wird auch die Zahl der großen Männer bedeutender sein als bei anderen Völkern. Da alle Menschen aus angeborener Unruhe unablässig nach Verbesserung ihrer Lage streben, so muß man die Belohnungen sparsam verteilen, um stets irgendwelche Auszeichnung übrig zu haben, mit der man die Unersättlichsten befriedigt. Wenig und oft geben, ist ein untrügliches Mittel, die Menschen glücklich zu machen.

Eine schöne Eigenschaft des Herrschers ist es, daß er das Verdienst im Verborgenen aufsucht und eine wackere Tat belohnt, die ohne Zeugen vollbracht ist. Darauf soll er sein Augenmerk lenken und ebenso viele Spione halten, um die guten Eigenschaften der Bürger zu ermitteln, wie die Tyrannen, um Verschwörungen aufzudecken, die man gegen sie anzettelt.

Soll ein Fürst geizig oder verschwenderisch sein2?

Ich glaube, es ist für den Herrscher ebensowenig ratsam, geizig wie verschwenderisch zu sein. Er soll vielmehr sparsam und freigebig sein. Sparsam, well er die Güter des Staates verwaltet, well das Geld, das er empfängt, Blut und Schweiß des Volkes


1 Der Schwarze Adlerorden und der Orden pour Ie mérite.

2 Vgl. S. 62ff.