<243> ihre Kinder nach ihrem Willen zu erziehen. Es würde auch Gewalttätigkeit bedeuten, wenn die Kinder zur Schule der Naturreligion geschickt würden, während die Väter wünschten, daß sie katholisch seien wie sie selbst.

Ein Philosoph, der zum Verfolger würde, wäre in den Augen des Weisen ein Mon-strum. Mäßigung, Menschlichkeit, Gerechtigkeit, Duldsamkeit: das sind die Tugenden, die ihn kennzeichnen sollen. Seine Grundsätze müssen unwandelbar bleiben, seine Worte, Entwürfe, Handlungen müssen seinen Grundsätzen entsprechen.

Gönnen wir dem Verfasser seine Begeisterung für die Wahrheit und bewundern wir die Geschicklichkeit, mit der er seine Ziele zu erreichen sucht. Wir haben gesehen, daß er einen mächtigen Gegner angreift: die herrschende Religion, den Priester, der sie verteidigt, und das abergläubische Volk, das unter ihren Fahnen sieht. Aber als habe er an einem so furchtbaren Feind nicht genug für seinen Mut, erweckt er sich noch einen anderen, um seinen Triumph zu steigern, seinen Sieg glorreicher zu machen. Er unternimmt einen nachdrücklichen Ausfall gegen die Regierung und beleidigt sie ebenso grob wie unziemlich. Die Mißachtung, die er dabei an den Tag legt, empört jeden vernünftigen Leser.

Vielleicht wäre die Regierung neutral geblieben, eine friedliche Zuschauerin der Schlachten, die unser Held der Wahrheit den Aposteln der Lüge lieferte; aber er selbst zwingt sie, für die Kirche Partei zu ergreifen wider den gemeinsamen Feind. Wenn wir den großen Philosophen nicht achteten, hätten wir diesen Angriff für den Streich eines leichtfertigen Schulbuben gehalten, wofür er strenge Bestrafung durch seine Lehrer verdiente.

Kann man denn sein Vaterland nur fördern, wenn man es um und um kehrt und alle bestehende Ordnung über den Haufen wirft? Gibt es nicht mildere Mittel, die man lieber anwenden sollte, um dem Vaterland mit Nutzen zu dienen? Unser Philosoph, scheint mir, hält es mit jenen Ärzten, die kein Heilmittel als das Brechmittel kennen, mit jenen Chirurgen, die sich nur auf Amputationen verstehen. Wenn ein Weiser über den Schaden nachdenkt, den die Kirche seinem Land verursacht, wird er sich ohne Zweifel Mühe geben, es von dem Übel zu befreien; aber er wird mit Vorsicht zu Werke gehen. Anstatt das alte gotische Gebäude einfach niederzureißen, wird er sich mühen, die Fehler zu beseitigen, die es entstellen.

Er wird die abgeschmackten Fabeln entkräften, die der Dummheit der Masse zum Futter dienen. Er wird sich gegen Absolution und Ablässe auflehnen, die nur ein Ansporn zum Verbrechen sind, weil sie dem Bußfertigen die Sühne zu leicht machen und seine Gewissensbisse zu mühelos beschwichtigen. Er wird zu Felde ziehen gegen all die Ausgleichsmittel, die von der Kirche eingeführt wurden, um die größten Missetaten zu tilgen, gegen die geistlichen Exerzitien, die kindlichen Mummenschanz an die Stelle wirklicher Tugenden setzen. Er wird seine Stimme erheben wider die Ansammlungen von Nichtstuern, die vom arbeitsamen Teil der Nation leben, wider diese Menge von Mönchen, die den Naturtrieb unterdrücken und so ihr möglichstes