<214>Saß der Verrat doch sowieso
Unter dem Dach von faulem Stroh;
Denn der Wirt war bestochen schon
Von Franquini um schnöden Lohn.
Zwei Räume barg das traute Dach:
Der vordre ward das Schlafgemach
Des braven Sekretarii,
Im hintren ruhte der Marquis.

Kaum ist es finster worden, liegt im Bette stracks
Valory und schläft wie ein Dachs;
Im Nebenraume bettet sich Darget,
Der seiner Heldentaten stolze Koryphä':
Fromm noch den Rosenkranz durchlief er,
Dann schlief er.
Da — himmelhernieder durch die Nacht
Herschwebt der heilige Stephan 1 sacht,
Und setzt sich unserm biederen Tropf
Im ersten Schlaf grab auf den Kopf.
„Ei, ei, mein Sohn, sie wollen dich greifen!
„Ich seh' im Feld da draußen, geführt
„Von dem Halunken, eurem Wirt,
„Schon lange den schlimmen Franquini streifen!
„Und du — du schläfst hier wie ein Dummer?“
Darget erwacht aus seinem Schlummer
Mit einer Gänsehaut,
Horcht in die Nacht und um sich schaut.
Nichts! Keine Seele! Er ist allein!
Und er schläft wieder ein.
Gleich meldet sich wieder die Spukgestalt:
„Gib acht, Darget, sie holen dich bald!“

Es ist eine Stunde nach Mitternacht —
Die Schelle geht draußen — es lärmt und kracht;
Läßt ein Pandur, der wild aufs Plündern,
Sich durch einen geschlossenen Riegel hindern?
Krach — bumm! Schon ist die Türe eingetreten!
Was tut jetzt das wackere Schreiberlem


1 Der heilige Stephan (Etienne) war Dargets Namensheiliger und Schutzpatron.