<245>Indes er noch immer süß und tief
Den Schlaf des Gerechten schlief.1

Zu seinen Häupten erhob sich's,
Und in seine Träume verwob sich's:
„Ei, Herr Valory, das muß ich sagen,
„Gemütsruhig seid Ihr und könnt was vertragen:
„Da stehlen sie Euch den guten Darget
„Vor der Nase weg — Euch tut's nicht weh!
„Ein schäbiger Frechling von Pandur,
„Der beschimpft nicht Euren Schreiber nur,
„Euch selber, Freund, und mit Euch das Reich
„Der Franzosen — doch Euch bleibt das gleich!
„Auf, auf! Nicht rechts und links mehr geschaut,
„Jetzt ganz den Preußen Euch anvertraut
„Als berufenen Rächern Eurer Ehre;
„Jeder Preußenarm Euch gehöre!
„Sei Darget beim Teufel, sei er im Himmel —
„Verlaßt Euch nur auf die preußischen Waffen:
„Lärm geschlagen, Hallo und Getümmel!
„Sie werden ihn Euch schon wieder schaffen!“
So sprach das Scheusal, und aus seinen langen
Haaren zog es eine der Schlangen
Heraus und setzte sie
Lautlos ins Bett zum Marquis.
Und wie sie des Opfers Seele umschlang
Und sie mit ihrem Gifte durchdrang,
Das war dem höllischen Weib
Ein köstlicher Zeitvertreib.
Zufrieden, wie alles so hübsch hier geraten,
Flog's auf und davon zu neuen Taten.

In Schweiß gebadet Valory fährt
Aus dem Bette empor, es schäumt und gärt
Das Gift ihm im Leibe und macht ihn toll;
Sein Busen schwoll
Vor sinnloser Wut,
Er sieht nur Blut.


1 Vgl. S. 215 f.