<286> Argan. Regen Sie sich nicht auf! Ihre Galle ist recht leicht erregbar für eine philosophische Galle. Ich Hab' es Ihnen ja gesagt und wiederhole es: ich lege Ihrem Sohn nichts in den Weg. Aber ich will meine Tochter auch zu nichts zwingen. Sprechen will ich mit ihr und sie auf Firlefanzens Ankunft vorbereiten. Weiter kann ich vorderhand nichts für Sie tun. Die Sache eilt ja nicht. Die jungen Leutchen sollen sich zuvördersi einmal kennen lernen, ehe sie sich heiraten. Überdies sagten Sie mir ja selbst, die Hochzeit solle erst nach der endgültigen Heimkehr Ihres Sohnes von seinen Reisen stattfinden.

Bardus. Ganz richtig. Aber verloben wollen wir das Pärchen schon jetzt.

Argan. Also, ich spreche gleich mit Julie und auch mit meiner Frau. Wenn Firlefanz ankommt, können Sie ihn den Damen bringen. (Ab.)

Dritte Szene

Bardus (allein)

Ein guter Kerl. Aber das rechte Abbild des ganzen Völkchens, das auf der Oberfläche dieser platten Welt herumkraucht. Uns trägt die Philosophie zum Himmel empor; wir bemerken solche Leute kaum. Aber ihr bißchen Vernunft und die unfruchtbare Moral, mit der sie sich brüsten, macht sie so eitel, daß sie sich allen Ernstes einbilden, sie könnten sich mit uns vergleichen. Na, bei meinem Sohn wird das ja ganz anders werden, dank meiner sorgfältigen Erziehungsmethode! Wartet nur, Newton, Leibniz und du, scharfsinniger Malebranche,1 von mir kriegt ihr einen Rivalen, der euch alle in den Schatten stellt! — Doch wer kommt da?

Vierte Szene

Bardus. Martin

Bardus. Ah! Mattin! Endlich! Wo bleibt dein Herr?

Martin. Gnädiger Herr, wir kommen arg erschöpft von der Reise, und Ihr Herr Sohn bittet um Erlaubnis, Ihnen seine Aufwartung machen zu dürfen.

Bardus. Was sind denn das für Umstände? Herein mit ihm! Martin. Sofort, gnädiger Herr! (Ab.)

Bardus. Voller Rücksicht und Artigkeit für seinen Vater! Das nenne ich mir einen wohlerzogenen Sohn.


1 Vgl. Bd. VIII, S. 40 f.