<290>In Deutschland aber, selbst bei den Gegnern Friedrichs, war fast allgemeiner Jubel über den Sieg bei Roßbach, den man nur als eine Demütigung der wenig beliebten Franzosen betrachtete. Von jetzt an loderte das schon im Stillen genährte Feuer der Begeisterung für den deutschen Helden mächtig empor. Allenthalben sang man Siegeslieder auf die Preußen und Spottlieder auf die Gegenpartei. Der Deutsche fühlte endlich wieder den Stolz, ein Deutscher zu heißen. Viele von diesen Liedern leben noch heut im Munde des Volkes. Eins von ihnen schildert vortrefflich den kühnen Sinn von Friedrichs Truppen. Es beginnt mit den Strophen:

Ein preußischer Husar fiel in französ'sche Hände,
Soubise, der ihn sah, befragt ihn wohl behende:
Sag' an, mein Sohn, wie stark ist deines Königs Macht?
Wie Stahl und Eisen! sprach der Preuße mit Bedacht.

Mein Sohn, verstehst mich nicht, versetzt Soubise wieder;
Ich meine ja die Zahl, die Menge deiner Brüder.
Drauf stutzte der Husar und schaute in die Höh'
Und sprach: Soviel wie Stern' am blauen Himmel stehn! — u. s.-w.

Bitter mußte dieser Jubel freilich diejenigen kränken, die einmal von der Feindschaft gegen Friedrich nicht ablassen konnten. Die Königin von Polen, die in Dresden fort und fort Ränke gegen ihn angesponnen hatte, vermochte die Gefühle ihres Hasses nicht länger zu tragen. Eines Abends hatte sie ihren Hofstaat in tiefem Grame entlassen; am folgenden Morgen fand man sie tot in ihrem Bette.

Aber auch die fremden Nationen nahmen an dem Enthusiasmus der Deutschen teil; sogar die Franzosen, welche die Niederlage als eine Demütigung der Hofpartei betrachteten und sich in bitteren Spottliedern gegen Soubise Luft machten. In den Kaffeehäusern von Paris durfte geraume Zeit kein anderes als das preußische Interesse öffentlich laut werden. Den Prinzen Soubise suchte der Hof indes dadurch zu trösten, daß er ihm den Marschallstab verehrte. Vor allem lebhaft äußerte sich die Teilnahme für Friedrich in England; das englische Volk vergötterte ihn; auf allen Straßen von London ward sein Bildnis zum Kaufe ausgeboten; seine Siege wurden durch allgemeine Illuminationen gefeiert. Hier fand zugleich, eben als die Nachricht des Sieges von Roßbach nach London kam, eine günstige Veränderung im Ministerium statt. Man verweigerte die Bestätigung der Konvention von Kloster Seeven, indem man sich darauf berief, daß die Franzosen sie zuerst gebrochen hätten, und beschloß die Fortsetzung des Krieges. Da es den Engländern aber an einem