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NEUNUNDZWANZIGSTES KAPITEL Beginn des Feldzuges von 1758. Der Zug nach Mähren.

Wohl durfte Friedrich hoffen, daß nach einem Jahre so blutiger Arbeit, nach dem gewaltigen Schlage, mit dem er alle Rachepläne Österreichs vernichtet, Maria Theresia zum Frieden geneigt sein dürfe. In der Tat schien sich eine solche Gesinnung von Seiten des kaiserlichen Hofes zu erkennen zu geben. Die Schriften der kaiserlichen Kanzlei und des Reichshofrates (die immer noch ihren Gang fortgingen) milderten etwas ihren beleidigenden, selbst unanständigen Ton. Auch beeiferte sich Graf Kaunitz, Friedrich von einer Verschwörung zu benachrichtigen, die gegen sein Leben angezettelt sei. Friedrich hielt dies für eine bloße Erfindung; doch ließ er seinen Dank für die Nachricht zurückschreiben, dabei aber auch hinzusetzen: es gebe zwei Arten des Meuchelmordes, — die eine durch den Dolch, die andere durch entehrende Schandschriften; die erste Art achte er wenig, gegen die zweite sei er jedoch empfindlicher. Indes säumte er nicht, soviel an ihm lag, für den Frieden zu arbeiten. Er sandte den kriegsgefangenen Fürsten Lobkowitz nach Wien, dort die Unterhandlungen einzuleiten; er schrieb selbst in dieser