Frédéric à Voltaire, Berlin, 3 février 1740

Éditions avant Preuss

Vgl. Hauswedell & Nolte - Wertvolle Bücher & Autographen - Auktion 426. vom 23.11.2010 bis 24.11.2010, Nr. 1289:Friedrich II., der Große (König von Preußen, 1712–1786). Eigenh. Brief mit Unterschrift.Berlin, 3. II. 1740. 2 1/4 Seiten. 4°.
Einer der bedeutendsten Briefe literarischen Inhalts, die Friedrich II. noch als Kronprinz an seinen »CherAmi« Voltaire schrieb, wenige Monate vor Erscheinen seines »Antimachiavel«. Voltaire hatte in Brüssel dieHerausgabe und Bearbeitung dieses Werkes übernommen und war zu diesem Zeitpunkt bereits im Besitzdes größten Teils des Manuskripts. Friedrich schreibt, er habe trotz der wenigen Zeit, die er für sich erübrigenkönne, sein Werk über Machiavel fertiggestellt. – ». . . je vous evoye par cet ordinaire la lie de mon sans amour propre tout ce que vous jugeréz indigne d’etre presenté au public . . .« – Er spreche zu frei überzahlreiche große Fürsten, um das Werk unter seinem Namen erscheinen zu lassen und habe deshalb beschlossen,es anonym zu veröffentlichen. »Faites donc main basse sur toutes les jnjures que Vous trouverézsuperflues, et ne me passéz point de fautes contre la pureté de la Langue«. Er erwartet ungeduldig Voltairesnun vollendeten »Mahomet«, »je l’ai vue dans son crépuscule, que ne serat’ elle en son midi?«.Friedrich drückt offen sein Mißfallen darüber aus, daß Voltaire und die Marquise [Madame de Châtelet,Voltaires langjährige Freundin in Cirey] sich wieder der wissenschaftlichen Arbeit, bzw. den Prozessen zugewendethaben. Da seien sie fehl am Platze. – ». . . nous avons Mille phisisiens en Europe, mais nousn’avons point de poète et aqun historien qui Vous aproche, et l’on voit en Normandie cent Marquisespladér mais aucune qui s’aplique à la Philosophie. retourneéz je vous prie à Votre Histoire de Louis 14, etfaites Venir de Cirey vos Manuscripts . . .« Er bekennt im drauffolgenden Abschnitt, daß für ihn Rheinsbergdie gleiche Bedeutung habe wie Cirey für Voltaire, ». . . je languis de retourner saluér mes penates . . .«– Der arme Cesarion [sein Freund Dietrich Graf Keyserling 1698–1745] sei seit Monaten krank. Es folgt ein13zeiliges Gedicht, das den kranken Freund beklagt und endet ». . . lorsque le Corps soufre Matire/L’espritne peut non plus ecrire/que l’aigle peut Volér privé de Liberté.« Er bittet Voltaire um einige seiner Werke,die er benötigt wie ein Mensch mit zuviel Magensäure die häufigen kleinen Mahlzeiten. »Je suis bien aisequ’Algarotti [Francesco A., Diplomat, 1712–1764] ne perde point le souvenir de Remusberg, les personesd’Esprit n’y seront jamais oublyées, et je ne Desepere pas de vous y voir . . .«. Nachdem Friedrich am 31.Mai desselben Jahres seinem Vater auf den Thron folgte, versuchte er, die Veröffentlichung des »Antimachiavel« um jeden Preis zu verhindern. Doch Voltaire, in Unkenntnis der Ereignisse, hatte wie geplant dasBuch bereits in Druck gegeben. – Als Friedrich davon hörte, schrieb er am 27. Juni: »Pour dieu, acheteztoute l’edition de L’Antimachiavel« (Bestermann 2119). – Doch das Werk erschien im August bereits inmehreren Ausgaben gleichzeitig.
Zwei Zeilen des Briefes sind von Friedrich selbst mit schwarzer Tinte dick durchgestrichen, von Bestermannmit: »Je voudrais que le vieux machiavéliste relié dans la pourpre romaine vous assignât Berlin pourle lieu de votre exil« ergänzt. – Feuchtigkeitsspuren, 1 Fleck mit etwas verwischter Tinte auf der erstenSeite, Mittelfalte u. zwei kleine Randeinrisse mit Klebespuren. – Veröffentlicht in Th. Bestermann, Voltaires Correspondence Nr. 2037 (Transskription nicht genau).