<106>ich durch den Haushofmeister in der Mühle complimentiret wurde und mit demselbigen nach der Residenz mich begab, worselbsten die ganze Mirowsche Familie versammelt war. Seine Mutter ist eine Prinzessin von Schwarzburg,b und noch die klügste von allen, die dorten zugegen waren; seine Tante war auch dorten. Die Frau Gemahlin ist klein, des Prinzen von Hildburghausen, von den Kaiserlichen, seine Nichte; sie war schwanger, scheint aber sonsten eine gar gute Prinzessin zu sein. Das Erstere, womit ich entreteniret wurde, war das Unglück, welches dem besten Koch geschehen wäre, welcher mit sammt dem Wagen, welcher Provisions sollte bringen, umgefallen wäre und sich den Arm gebrochen, und die Provisions wären dardurch alle zu nichte gegangen. Ich liess mich insgeheim darnach erkundigen, so war nicht ein wahr Wort daran. Endlich ging man an Tafel, dar es denn auch gewisse schien, als wenn denen Provisions nebst dem Koch ein Unglück geschehen wäre, denn gewiss in denen Drei Kronen in Potsdam ist viel besser Essen, als dorten. Der Discours über der Tafel war nichts, als von allen den deutschen Fürsten, so nicht recht klug sind; da war Weimar,c Gotha, Waldeck, Hoym, und wie die Häuser alle heissen, auf dem Tapis; und nachdem sich der gute Herr recht sehr besoffen hatte, stunden wir auf und hat er mir, mit seiner ganzen Familie, versprochen, mich zu besuchen. Kommen wird er gewiss; wie ich ihn aber los werden werde, das weiss Gott. Ich bitte meinen allergnädigsten Vater für diesen langen Brief unterthänigst um Vergebung, der ich mit allem ersinnlichsten Respect bis an mein Ende verharre, u. s. w.


b Christine, Prinzessin von Schwarzburg-Sondershausen, die dritte Gemahlin Herzog Adolph Friedrichs II. von Mecklenburg-Strelitz.

c Siehe Band XXVI., S. 595.