<XI>sein Herz eröffnet.a Oberst-Lieutenant von Bredow, welcher seit dem März 1733 in die Umgebung des Kronprinzen gegeben war,b durfte für den amtlichen Berichterstatter des Königs gelten, aus dessen Umgebung der Kammerherr Baron von Pöllnitz wiederum, als Vertrauter des Kronprinzen, vom 28. Januar 1736 bis zum 26. Mai 1740, ununterbrochene Zeitungen, oftmals in nicht ganz gebührlicher Abfassung, nach Rheinsberg sandte. So konnte das schöne, das erquickende kindliche Verhältniss nicht gedeihen. Daher in späteren Jahren noch manch' unmuthige Aeusserung, z. B. in zwei fast gleichzeitigen Briefen des Königs, 1760, an die Herzogin von Gotha : dass seine Jugend die Schule der Widerwärtigkeiten gewesen,c und an den Marquis d'Argens, dass er seine Jugend seinem Vater geopfert habe.c Aber, wendet der humane Leser sich mit Schmerzen von diesem durchaus kaltsinnigen Verhältniss ab, so findet er in Friedrichs Biographie seines Vaters die erhebendste historische Anerkennung der bedeutenden Regententugenden des allgemein, auch in der königlichen Familie, mehr gefürchteten als geliebten Fürsten,d dessen weise Reglements in der vaterländischen Armee-, Oekonomie- und Finanz-Verwaltung noch jetzt ihre Früchte tragen, ohne welche Preussen, wie das der grössere Sohn auch immer hervorgehoben hat,e niemals das geworden wäre, was es ist. Dieses Gefühl von des königlichen Vaters Regentenwerthe ist es auch, welches hie und da in Briefen an seine Freunde mit Wärme, ja einmal sogar in Versen an Voltaire, durchbricht,f im schriftlichen Verkehre mit ihm selber aber nie zu Tage kommt.


a Siehe Band XIV., S. 29 und 30; Band XVI., S. 172, 173, 174 und 175; Band XVII., S. 300, 301, 301, 309; Band XX., S. 125 und 126; Band XXI., S. 101; Band XXVII. I, S. 3 und folgende; Band XXVII. II, S. 21, Nr. 10. Siehe auch Lettres familières et autres, de M. le baron de Bielfeld, A la Haye, 1763, Band I., S. 33, 34, 37-90, 92 und 95.

b Siehe Band XVI., S. 88, 93, 98, 105, 222 und 360.

c Siehe Band XVIII., S. 208, und Band XIX., S. 227. Auch an Voltaire schreibt Friedrich, den 14. September 1738 (Band XXL, S. 262) : « Ma vie n'a été qu'un tissu de chagrins; et l'école de l'adversité rend circonspect, discret et compatissant, etc.; » und in der Épître à mon Esprit (Band X., S. 257) :
     

Dites que mon berceau fut environné d'armes,
Que je fus élevé dans le sein des alarmes,
Dans le milieu des camps, sans faste et sans grandeur,
Par un père sévère et rigide censeur, etc.

d Siehe Band L, S. 145-202.

e A. a. O., S. 201 und 202.

f Siehe Band XVI., S. 172 und 173, Nr. 29; Band XXL, S. 342 und 398; Band XXII., S. 13 und 14. Siehe auch Band XVIII., S. 16 und 17, das Billet von Keyserlingk.