25. AN DENSELBEN.

Cüstrin, den 22. September 1731.



Allergnädigster König und Vater,

Ich bedanke mich ganz unterthänigst für den gnädigen Brief, so mir mein allergnädigster Vater geschrieben, und werde mein Mögliches thun, um mich immer mehr in ökonomischen Wissenschaften erfahrner zu machen. Ich bedanke mich noch weiter für das Buch, so Sie die Gnade gehabt mir zu schicken. Ich erkenne in aller Unterthänigkeit den heilsamen Endzweck, so Sie auch in diesem mit mir vorhaben, und nehme es als ein wahres Zeichen Dero väterlichen Gnade. Ich bin diese Woche in Lebus gewesen, wo ungemein schön Land herum ist; das Land konnte man den Tag nicht unterscheiden, weil es sehr geregnet hatte; das Land ist schon alles zugesäet, und ist sehr schön Wetter für den Landmann. Bei Lebus aber sehen die wirthschaftlichen Gebäude etwas wüste aus, dieweil sie alt sind. Ich habe diese Woche nicht nach Carzig nach dem Brand gehen können, dieweil der Landmesser <27>im Amte Reetz etwas zu thun hatte; er hat aber schon Ordre gekrieget, nach Carzig zu gehen, und sobald er mit dem Landmessen daselbst fertig ist, so werde ohnverzüglich hingehen und Alles nach meines gnädigsten Vaters Ordre examiniren und berichten. Der Prinz Carl ist vergangenen Mittwoch3_30-a hier durch nach Sonnenburg passiret und hat den Mittwoch bei mir gegessen; der Oberst Wedell3_30-b ist auch aus Wesel durch und nach seinen Gütern passirt. Meines allergnädigsten Vaters Willen gemäss habe mit Plaisir nachgelebet und bin nicht nach Sonnenburg gewesen, hingegen aber etwas des Nachmittags spatzieren gewesen und das Eggen und derer späten Wirthe Säen in Augenschein genommen. Gestern ist der Markgraf Carl wieder hier durch nach Soldin gegangen, und hat ebenfalls des Mittags bei mir gegessen; der Major Röder von den Würtembergern ist hier auch durchpassiret und hat den Mittwoch bei mir gegessen. Er hat einen schönen Kerl für meines allergnädigsten Vaters Regiment, welchen ich nicht ohne blutigen Herzen habe ansehen können. Ich versehe mich von meines allergnädigsten Vaters Gnade, Er werde es mit mir gut machen; ich verlange auch nichts und kein Glück in der Welt, als was von Ihnen kommt, und hoffe, Sie werden sich wohl mal meiner in Gnaden erinnern und mir wieder den blauen Rock anziehen. Auch habe die Woche einigemale mit der Büchse nach dem Ziel geschossen, und in Carzig werde eine kleine Jagd finden. Uebrigens empfehle mich in meines allergnädigsten Vaters beständige Gnade, und versichere mit blindem Gehorsam und unermüdetem Respect bis an mein Ende zu verbleiben, u. s. w.


3_30-a Den 19. September. Siehe Band XVI., S. 18, und Band XXVII. II, Avertissement, Art. III.

3_30-b Johann von Wedell. Siehe Band II., S. 40 und 168.