50. VON DEMSELBEN.

Potsdam, den 4. Februar 1732.



Mein lieber Sohn Fritz,

Es freuet Mich sehr, dass Ihr keine Arzenei mehr brauchet. Ihr müsst Euch noch etliche Tage schonen vor der grossen Kälte, denn Ich und alle Menschen schrecklich von Flüssen incommodiret sind; also nehmet Euch hübsch in Acht. Ihr wisst, Mein lieber Sohn, dass, wenn Meine Kinder gehorsam sind, Ich sie sehr lieb habe, so, wie Ihr zu Berlin gewesen, Ich Euch Alles von Herzen vergeben habe und von der berliner Zeit, dass Ich Euch nicht gesehen, auf nichts gedacht, als auf Euer Wohlsein und Euch zu etabliren, sowohl bei der Armee, als auch mit einer ordentlichen Schwiegertochter, und Euch suchen bei Meinem Leben noch zu verheirathen. Ihr könnt wohl persuadiret sein, dass Ich habe die Prinzessinnen des Landes durch andere, so viel als möglich ist, examiniren lassen, was sie für Conduite und Education; da sich denn die Prinzessin, die älteste von Bevern, gefunden, die da wohl aufgezogen ist, modeste und eingezogen; so müssen die Frauen sein.3_59-a Ihr sollt Mir cito Euer Sentiment <54>schreiben. Ich habe das Haus von Katsch gekauft, das bekommt der Feldmarschall als Gouverneur, und das Gouvernements-Haus werde lassen zu recht bauen und Alles meubliren,3_60-a und Euch so viel geben, dass Ihr allein wirtschaften könnt, und will Euch bei der Armee im April commandiren. Die Prinzessin ist nicht hässlich, auch nicht schön. Ihr sollt keinem Menschen was davon sagen, wohl aber der Mama schreiben, dass Ich Euch geschrieben habe, und wenn Ihr einen Sohn haben werdet, da will Ich Euch lassen reisen; die Hochzeit aber vorzukommendem Winter nicht sein kann. Indessen werde sehen Gelegenheit zu machen, dass Ihr Euch etliche Mal sehet in allem Honneur, doch damit Ihr sie noch lernet kennen. Sie ist ein gottesfürchtiges Mensch, und dieses ist Alles, und comportable sowohl mit Euch als mit den Schwiegereltern. Gott gebe seinen Segen dazu, und segne Euch und Eure Nachfolger, und erhalte Dich als einen guten Christen, und habet Gott allemal vor Augen und glaubet nicht den verdammlichen Particular-Glauben,3_60-b und seid gehorsam und getreu, so wird es Dir hier zeitlich und dort ewiglich gut gehen, und wer das von Herzen wünscht, der spreche Amen. Dein getreuer Vater bis in den Tod,

Fr. Wilhelm.

Wenn der Herzog von Lothringen herkommt,3_60-c so werde Ich Dich kommen lassen. Ich glaube, Deine Braut wird hier kommen. Adieu; Gott sei mit Euch.3_60-d


3_59-a Friedrich spricht von diesem Vorschlage des Königs in seinen Briefen an Grumbkow, vom 11. und vom 16. Februar 1732. Siehe Band XVI., S. 39, 40 und 42.

3_60-a Siehe Band XXVI., S. 14, und Band XXVII. I, S. 381.

3_60-b Siehe oben, S. 16.

3_60-c Siehe Band XXI., S. 360.

3_60-d In Bezug auf diesen Brief schreibt der Hofmarschall des Kronprinzen von Wolden an den König, Cüstrin, den 5. Februar : « Ew. K. M. per Estafette abgelassenes Handschreiben habe diese Nacht um zwölf Uhr an den Kronprinzen zu übergeben die Ehre gehabt, worauf er sofort durch eine andere Estafette in aller Submission geantwortet, auch einliegendes an Ihro Majestät die Königin geschrieben hat .... » Siehe J. D. E. Preuss, Urkundenbuch zu der Lebensgeschichte Friedrichs des Grossen, Band II., S. 206, Nr. 97. Die hier erwähnte Antwort des Kronprinzen, vom 5., und das Schreiben desselben an die Königin haben sich nicht gefunden; wohl aber das Antwortschreiben der Königin an ihren Sohn vom 7. Februar, welches wir Band XXVI., S. 77 unserer Ausgabe gegeben haben.