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VI. FRIEDRICHS BRIEFE AN DEN LIEUTENANT VON DER GRÖBEN. (DEN 17. UND DEN 27. AUGUST 1734.)[Titelblatt]

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1. AN DEN LIEUTENANT VON DER GRÖBEN.

Weinsheim, den 17. August 1734.

Herdek Teremtetem!3_201-a

Mitgegangen, mitgehangen, so sagte jener Wirth von Bielefeld; so wird es mir armen Teufel auch wohl gehen, denn ich schlentre mit der Armee mit und der Franzose wird wohl das Beste von uns kriegen. Wir wollen wieder über den Neckar, und die verfluchten Kerls wollen uns nicht darüber lassen. Was mich nur bei der Sache ärgert, ist, dass in der Zeit, dass wir uns die grösseste Mühe von der Welt geben, um durch militärische Strapazen heroisch zu werden, so sitzest Du Teufel zu Hause ....

Die Equipage vom Duc de Bouillon haben unsere Husaren gefangen bei Landau. Hier stehen wir im Moder bis an die Ohren, und sind funfzehn Mann vom Regiment von Alt-Baden im Moder versunken. Der Moder kommt daher, dass bei Heidelberg ein Wolkenbruch geschehen, welcher die Dörfer Fuhrenheim und Sandhausen ganz und gar verschwemmt hat.

Der Hauptmann von Stojentin, Flanssischen Regiments, hat in einer Affaire d'honneur eine Wunde am Kopf gekriegt; er lebet aber noch und man hoffet, er kommt darvon.

Hier ist der Exercir-Teufel auch in die Kaiserlichen gefahren, denn der Prinz Eugen exerciret nun ärger, wie wir; er ist öfters drei Stunden selber dabei, und fluchen die Kaiserlichen so viel auf uns, dass es grausam ist.

Adieu. Wor Dich der Teufel nicht holet, so meritirest Du es; also vale!

<182>Grüsse die Officiers3_202-a und sage, ich hoffe bald zehn Mann zu schicken.

Friderich.

2. AN DENSELBEN.

Bei Weiblingen, den 27. August 1734.

VOLLER GRILLEN UND ANDERER POSSEN ERFÜLLETER CAVALIER,

Ob ich zwar lange nicht von Deinen lieben Händen
Was Schriftliches gekriegt, darein Du thätest melden.
Wie es um Deiner stehe und ob auch noch bei Dir
Die Confusion behalt den Triumph für und für.
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Der edle Rebensaft sticht mir heut ins Gehirne,
So dass ich gar vergess den Lauf derer Gestirne;
Also schliesset Poet, wünschet Dir gut zu leben,
Und wird Dir tausendmal sonst gute Nacht gegeben.

Grüsse alle Officiers. Heute schicke zehn Mann von hier; ich glaube, dass sie gut sein werden, fünfe habe schon, zwei über sechs Fuss und alle beide zwanzig Jahr zum höchsten alt; die andern sind alle über zehn. Enfin, vierzig Mann kriege gewiss; aber dann ist hier nichts mehr, was bei den Kaiserlichen die Rede werth sei. Adieu. Lebe wohl.

Friderich.

Mitrowski Dein Camerad lässt tausendmal grüssen; die andern habe heute nicht gesehen.


3_201-a Oder vielmehr Ördek teremtete, ein ungarischer Fluch, welcher so viel bedeutet als : Der Teufel hat Dich geschaffen. Siehe Band XXVII. I, S. 27.

3_202-a In der Garnison Ruppin und Nauen.