7173. AN DEN ETATSMINISTER GRAF PODEWILS IN BERLIN.

Berlin, 3. Januar 1756.

Ew. Excellenz danke nochmalen ganz unterthänig, dass Dieselbe geruhen wollen, mir durch den Geheimen Rath Warendorff die Minute der vor den Michell zu expedirenden Instruction10-3 zeigen zu lassen. Es wird derselbe vermuthlich Ew. Excellenz hinterbracht haben, was ich wegen dessen Charakters und der für ihn zu expedirenden Créditifs vor Zweifel gehabt; und da ich in einiger Beisorge deshalb geblieben bin, was Sr. Königl. Majestät eigentliche Intention hierunter sein möchte, so habe fast vot das sicherste zu sein erachtet, bei Deroselben mit aller Behutsamkeit anzufragen, wozu sich dann auch eine sehr bequeme Gelegenheit ereignet hat. Da dann des Königs Majestät Sich darüber ganz deutlich dahin expliciret haben, dass der Michell noch keinen Charakter vom Minister dorten annehmen, sondern als Chargé d'affaires und zu dieser Negociation Bevollmächtigter den Tractat, wenn es so weit damit kommen wird, zeichnen solle, wozu er denn auch nur eines Créditifs an den König von Engelland10-4 und des ordentlichen Pleinpouvoirs vonnöthen habe; wann aber der Tractat gezeichnet und rati- ficiret sein würde, und das englische Ministère solchen gerne in der Qualität eines Minister würde haben und behalten wollen, Se. Königl. Majestät sodann wohl davon zufrieden sein und ihn da lassen, auch alsdenn besonders mit allen gehörigen Creditiven an den König und übrige königliche Familie wie gewöhnlich versehen lassen wollten.

So viel ersteres anbetrifft, so glaube ich fast, dass des Königs Majestät in Dero Explication auch die Intention des englischen Ministerii<11> getroffen haben, wie mir solches aus dem in Abschrift vorliegenden Promemoria,11-1 so gedachtes Ministerium dem Michell zugestehet hat, und davon Ew. Excellenz das Original gestern vorzuzeigen die Ehre gehabt, in denen unterstrichenen Passages anscheinet. Es haben Se. Königl. Majestät sonsten noch, jedennoch nur bloss und alleine gegen mich und par manière de discours, Sich dahin geäussert, dass, wenn es so weit kommen dörfte, dass aus Engelland ein Minister von Qualité mit Caractère hieher geschicket werden würde, Sie alsdenn des Wohlstandes halber Sich nicht würden entbrechen können, auch Dero Ortes jemanden von Naissance dahin zu senden; allermaassen, so viele Ursache Dieselbe auch hätten, von dem Michell und seinen bisherigen guten Diensten zufrieden zu sein,11-2 Sie dennoch denselben gar nicht von Person kenneten und nie gesehen hätten, noch wüssten, ob er jemalen in Dero Eidespflichten genommen worden, noch Ihro von demselben als einem Ausländer bekannt wäre, woher und was er vorhin eigentlich gewesen wäre, mithin, wenn ein näheres Verständniss zwischen beiden Höfen zuwege gebracht werden könnte, ihn wohl nicht alsdenn wie Dero Minister allda würden nominiren können, es sei dann, dass das englische Ministère ihn express dazu verlangete.

Ew. Excellenz habe diese kleine Umstände vor mich im Vertrauen zu melden die Freiheit nehmen wollen, und begreife ich übrigens sehr wohl, dass von allen diesen gegen den Michell vor der Hand und bis zu geschehener Unterschrift und Ratification des Tractats nicht zu erwähnen sein wird, um denselben nicht im geringsten zu revoltiren; daher mich dann auch in meinen kleinen Expeditionen11-3 deshalb sehr geschlossen halten werde. Des Königs Majestät haben mir sonsten befohlen, alles dergestalt zu arrangiren, dass morgen Nachmittag der Courier mit allen Depeschen an den Michell abgehen könne. Da ich des Königs Majestät bei solcher Gelegenheit etwas von dem Commercientractat zwischen Engelland und Schweden von Anno etliche sechzig11-4 gesaget habe, so verlangen Dieselbe sehr bald eine Uebersetzung davon zu haben, von welcher deshalb alles, was etwa Ceremoniell ist, weggelassen werden könne.

Ich beklage übrigens von Grunde meiner Seelen, dass Ew. Excellenz mit einiger Indisposition überfallen worden, und wünsche devotest, dass Dieselbe Sich davon bald völlig retabliret finden mögen.

Eichel.

Nach der Ausfertigung.



10-3 Vergl. Nr. 7175 B.

10-4 Vergl. Nr. 7176.

11-1 Vergl. S. 4.

11-2 Vergl. Bd. XI, 131—133.

11-3 Die von Eichel concipirten Immediaterlasse aus dem Cabinet.

11-4 Vergl. S. 3 Anm. 1.