8905. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN BERLIN.

Hauptquartier Weleslawin, 6. Mai 1757.

Da noch eine Estafette von hier vorerst nacher Dresden abgehet, so habe nicht ermangeln wollen, Ew. Excellenz nur mit wenigen zu vermelden, wie dass des Königs Majestät, nachdem der Generalfeldmarschall von Schwerin mit dem unter seinem [Commando] unterhabenden Corps d'armée ehegestern die Elbe passiret seind, auch des Königs Majestät Sich darauf mit einem Theil Dero Armee über die Moldau gezogen haben, um Sich mit dem Feldmarschall zu conjungiren,8-1 also alles heute in Bewegung ist, um den Feind so zu nehmen, dass derselbe attaquiret werden könne, und dass es also befundenen Umständen nach noch wohl heute oder morgen zu einer Hauptaffaire kommen dörfte. Gott segne Se. Königl. Majestät und conservire und behüte Dieselbe!

Sollte aber der Feind abermalen die Partie nehmen, eine decisive Affaire zu esquiviren, so würde es doch vermuthlich eine Affaire von Arrièregarde werden. Ich muss übrigens gestehen, dass, da ich noch in dem Hauptquartiere zurückgeblieben bin, ich nichts eigentliches von Sr. Königl. Majestät Entreprises melden kann. Der Feind stehet indess noch in seiner Position jenseits der Moldau, seinen linken Flügel gegen Prag habend, so dass man von hiesigen Höhen dessen ganzes Lager übersehen kann.

Ew. Excellenz wollen diese confuse Nachrichten bestens aufnehmen, da man in dergleichen Umständen nichts ordentliches schreiben kann, und ich doch gerne etwas schreiben wollen. Ich hoffe indess, dass alles mit göttlicher Hilfe recht gut gehen wird.

Eichel.

Nach der Ausfertigung.



8-1 Vergl. S. 1. 2. 9.