8943. AN DEN GENERALLIEUTENANT HERZOG VON BRAUNSCHWEIG-BEVERN IN HRZIB.

Hauptquartier bei Prag, 15. Mai 1757.

Durchlauchtiger Fürst, freundlich geliebter Vetter. Ew. Liebden an Mich eingesandten letzteren Bericht habe Ich heute erhalten. Ich bin des Sentiments, dass der Rapport vom Generallieutenant von Zieten richtig sein wird, und dass, wenn die Flüchtlinge von hier zu Leopold Daun gestossen seind, er wohl bis an 20,000 Mann stark sein kann; dass er aber keine 30,000 Mann zusammen habe, darüber wollte Ich fast mit Meinem Kopf wetten.

Wenn er bei Kolin stehet, so können Dieselbe bei dieser Gelegenheit nicht mehr thun und lassen den Feind so lange in seinem Lager stehen, bis Ich selber Deroselben noch einige Bataillons überschicken kann. Das allervornehmste hierbei aber ist, dass, wenn etwa Leopold Daun heraus und nach der Sazawa oder hieher gegen Prag marschiren, mithin aus seinem Loche gehen wollte, Ew. Liebden ihm alsdenn entgegenmarschiren.

Die schlesische Cavallerie ist des Rockenfutterns noch gar nicht gewohnet, da sie bisher immer Haber aus den Magazins gefuttert hat. Wenn sie sich aber nur mit dem Rockenfuttern recht in Acht nehmen, das Futter vorher recht nass machen und zuvörderst ausquellen lassen, so futtert der Rocken ohne Schaden und so gut, auch fast besser wie der Haber, davon Ich hier die Erfahrung habe, wo jetzo nichts wie Rocken gefuttert wird. Und ist es also nur die Maladresse derer dortigen Cavallerieofficiers, und dass sie die Futterung mit dem Rocken nicht recht in Acht nehmen.

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Die 20,000 Thaler, so Ew. Liebden wegen der Lausnitz aus der Feldkriegskasse [haben wollen],40-1 werde Ich Deroselben schicken, und habe Ich schon befohlen, dass solche bereit und fertig gehalten werden sollen, um gleich mit den beiden ersten Bataillons, so Ich Ew. Liebden detachiren werde, abzugehen.

Was den Major Gohr und die übrigen Detachements anlanget, so hinten noch zurück sein, so habe ich denenselben schon die Ordre nachgesandt, dass solche gerade vor nach Jung-Bunzlau marschiren und allda weiter Ordre empfangen sollen, da Ich dann, so wie sie kommen, Ew. Liebden davon schicken werde, was Deroselben gehöret.

Wegen der Munitionswagen habe Meine Anstalten gemachet, Ew. Liebden solche mit denen Bataillons zu schicken, die Ich Deroselben schicken werde. Nun haben Dieselbe das zweite Bataillon von Anhalt bei Sich bekommen, und werde Ich sehen, dass wenn noch ein paar zu missen stehen, Ich Ew. Liebden solche hinschicke, denn was möglich ist, hier abzuknappen, werde Ich gewiss dorthin schicken. Ich denke auch darauf und werde mit dem Generalmajor von Goltz deshalb gleich sprechen, ob nicht die Bäckerei von Ew. Liebden Corps zu Nimburg angeleget werden könne, als welches die Fuhren sehr sparen würde. Ich bin Ew. Liebden freundwilliger Vetter

Das zweite Bataillon Anhalt muss heute in Böhmisch-Brod seind mit Brod und Salz. Den Train Artillerie habe bestellet, und wann es heute noch kann in Ordnung seind, so wird es nebst erstem und das Geld abgehen. Das Münchow'sche Regiment wird mit Mehl nach Nimburg marschiren, um allda die Bäckerei von Barem Corps anzulegen, und dann kömmt der Kalenberg mit seinem Bataillon nach, um solches zu besetzen. Eben kömmt meine Patrouille von der Sazawa zurück. Die bekräftiget mir, dass wenn viel von der Bataille zunicke gekommen wären, es höchstens 3000 Mann sein können, worunter das meiste Panduren seind. Die Flüchtlinge seind nach Pilsen, Tabor, Budweis und Pisek.

Friderich.

Nach der Ausfertigung. Der Zusatz eigenhändig.



40-1 Bevern schreibt, es seien bei dem Ausmarsch aus der Lausitz 20,000 Thaler ihm angewiesen, aber bisher noch nicht ausgezahlt worden.