8955. AN DEN GENERALLIEUTENANT HERZOG VON BRAUNSCHWEIG-BEVERN.49-2

Hauptquartier vor Prag, 17. Mai 1757.

Durchlauchtiger Fürst, freundlich geliebter Vetter. Ew. Liebden gestriges Schreiben habe Ich erhalten. Was zuvorderst dasjenige anlanget, so Dieselbe von einigen mehreren dahin zu sendenden Bataillons49-3 mit einzuleiten belieben wollen, da muss Ich gegen Dieselbe bekennen, wie Mich solches vorjetzo embarrassiren würde, indem Ich noch nicht im Stande bin, Mich noch weiter, als geschehen, zu schwächen; Ich glaube aber, dass die Grenadierbataillons von Manteuffel und von Nimschefsky zu Ew. Liebden gestossen sein werden, indem Ich sie sonst nirgends ausfragen mögen und mithin nicht anders glauben kann, als dass solche zu Ew. Liebden gekommen sein müssen. Den Major von Gohr beordre Ich auch, mit seinen Commandirten zu Deroselben zu marschiren, und muss solcher ersterer Tagen zu Dieselbe stossen. Die zwei Bataillons von Münchow nebst dem einen von Prinz Heinrich werden auch nächstens nach Nimburg marschiren.

Was die zu übersenden versprochene Gelder49-4 angehet, da ist mit deren Absendung ein Versehen vorgegangen; es seind aber solche mit einem Commando von 100 Mann nachgesandt worden, so dass Ew. Liebden die Gelder, wo nicht noch heute, doch morgen haben werden.

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Was Mortiers betrifft, solche habe Ich jetzo hier bei Prag sehr nöthig, und da Prag in denen jetzigen Umständen wohl die Hauptsache ist, Ich auch in drei Tagen Meine Operation anzufangen gedenke, so kann Ich Ew. Liebden wohl jetzt keine Mortiers senden; wollen Dieselbe aber ein Regiment Cavallerie annoch haben, so will Ich das Regiment Leibcarabiniers zu Pferde, welches ganz complet ist, schicken, auch sodann, welches aber auch alles ist, so Ich darunter thun kann, 2 kleine 25pfündige Mortiers mitsenden.

Wenn Ew. Liebden inzwischen auch nichts weiter thun, als Mir den Leopold Daun vom Halse zu halten, so ist es Mir schon gut und genug; so viel aber wissen wir hier gewiss, dass die Oesterreicher das, was sie noch von Magazinen in Böhmen haben, nach Mähren zurückbringen lassen, und dass also Ew. Liebden von denen Leuten wohl nicht zu gewärtigen haben attaquiret zu werden. Meine bisherige Nachrichten aus Prag seind ziemlich favorabel, und vor Ende dieses Monates denke Ich hier mit allem fertig zu sein. Ich bin Ew. Liebden freundwillieer Vetter

Friderich.

Nach der Ausfertigung.



49-2 Der Herzog brach am 17. Mai nach Kolin auf. Der König erfuhr hiervon jedoch erst am 18. durch das Schreiben des Herzogs vom 17- Mai. Vergl. Nr. 8959.

49-3 Vergl. S. 40. 44.

49-4 Vergl. S. 40 Anm.