9005. AN DEN GENERALLIEUTENANT HERZOG VON BRAUNSCHWEIG-BEVERN IM LAGER BEI KOLIN.

Im Lager bei Prag, 28. Mai 1757.

Durchlauchtiger Fürst, freundlich geliebter Vetter. Da Ich von Ew. Liebden heute kein Schreiben durch den ordinären Jäger erhalten und also um so mehr soupçonnire und besorget bin, dass Dieselbe Meinen gestrigen Brief97-3 nicht erhalten haben, als unsere Fourrageurs ausgesaget, dass gestern der Orten hin ein starkes Canoniren gehöret, Ich auch sonsten weiss, dass Ew. Liebden mir richtig schreiben und antworten, mithin vermuthen muss, dass entweder Mein gestriges Schreiben an Dieselbe oder Dero heutiges an Mich verloren gegangen sein müsse, so habe Ich 100 Husaren mit diesem Meinen Schreiben nach Teutsch-Brod commandiret, um zu sehen durchzukommen und Ew. Liebden solches richtig zu bestellen. Ich schicke auch Deroselben die Abschrift Meines gestrigen Briefes und füge zugleich nachrichtlich bei, wie Ich gestern Meinen linken Flügel näher an den Feind herangezogen habe; die verwichene Nacht haben wir Jagd auf die Panduren gehabt, und dass wir ohnfehlbar den 29. dieses zwischen 11 und 12 Uhr Nachts die Stadt zu beschiessen anfangen werden. Ich bin Ew. Liebden freundwilliger Vetter

Friderich.

Nach der Ausfertigung.

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97-3 Nr. 9003.