9008. AN DEN GENERALLIEUTENANT HERZOG VON BRAUNSCHWEIG-BEVERN IM LAGER BEI KOLIN.

Im Lager bei Prag, 29. Mai 1757.

Durchlauchtiger Fürst, freundlich geliebter Vetter. Da Ich Ew. Liebden Schreiben vom 28. dieses sogleich erhalte, so diene darauf in Antwort, wie die Deroselben geschehene Angabe, als ob sächsische Regimenter bei dem Leopold Daun'schen Corps angekommen sein sollten, wohl nicht an dem sein kann; denn die sächsischen Regimenter99-2 in Ungern stehen; von dar etwas davon herauszuziehen mehr Zeit dazu gehöret, als sie bis dato gehabt haben.

Das Dessein, das Ew. Liebden haben, das Lager der feindlichen leichten Truppen vor Sich wegzujagen, ist recht sehr gut. Es ist leicht und risquiren Dieselben nichts dabei, werden dadurch auch zugleich des Feindes Contenance gleich sehen. Dass der Feind, wie Ew. Liebden schreiben, wenn er aus seiner jetzigen Position links abmarschiret, starke Lager nehmen kann, solches ist vollkommen wahr und gegründet.

An den Major Gohr99-3 habe Ich die Ordre ergehen lassen, dass er die 400 Commandirete zusammen behalten und mit solchen nach Brandeis zu Ew. Liebden Disposition gehen, das eine Bataillon von Wied99-4 aber zu Deroselben stossen solle, als an den Commandeur desselben die Ordre gleichfalls ergangen ist.

Wenn Ich nur etwas mehr an Truppen hier hätte, zu sagen, dass die Bataillons in sich stärker wären, so würde Ich Ew. Liebden gerne sogleich noch 10 Bataillons schicken; so aber wissen Dieselbe unsere Umstände selber, und dass, au contraire, Ich eine so grosse Observation zu besetzen habe, dass mit allen den Truppen, so bei Mir stehen, Ich<100> deren gewiss nicht zu viel habe. Ich bin Ew. Liebden freundwilliger Vetter

Friderich.

Nach der Ausfertigung.



99-2 Vergl. Bd. XIV, 104.

99-3 Vergl. S. 40. 60.

99-4 Vergl. S. 44.