9026. AN DEN GENERAL DER INFANTERIE PRINZ MORITZ VON ANHALT-DESSAU IM LAGER VOR PRAG.

Lager bei Prag, 1. Juni 1757.

Durchlauchtiger Fürst, freundlich geliebter Vetter. Ich habe den Einhalt des von Ew. Liebden sogleich erhaltenen heutigen Schreibens ersehen; worauf in Antwort gebe, wie jenseits der Sazawa sich ungefähr 100 Husaren und 100 Panduren aufhalten, die der Major Wartenberg, wie er gestern da gewesen, decouvriret hat. Ich werde unterdessen den Obristen112-4 selbst hinschicken, mit 500 Pferde, um sie von da wegzujagen. Wie aber auch nicht zu zweifeln ist, dass, so wie er weg sein wird, sie wieder hinkommen werden, also will Ich erst hier etwas sicher sein, ob die in Prag noch werden herauskommen, oder was sie sonst werden thun wollen, dass man sich nicht zur Unzeit entblösset. Ich bin Ew. Liebden freundwilliger Vetter

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Soeben erhalte den Brief wegen den Hussiten.113-1 Ich wollte nur wünschen, dass das Munitionsbrod rar würde in der Stadt, alsdann wäre ich Meiner Sache gewisse. Denen Leuten gehet zwar der Kopf um; alleine wann man ihnen auch zehn Mal die Stadt anbrennet, und sie haben zu essen, so halten sie es aus. Der heutige Ausfall stunk nach einem Bärenhäuter; alleine wann sie Zeit gewinnen, so kann ich sie nichts thun.

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Herzogl. Haus- und Staatsarchiv zu Zerbst. Der Zusatz eigenbändig.



112-4 Seydlitz. Vergl. S. 115.

113-1 Prinz Moritz meldete unter dem 1. Juni, es sei ein Mann aus Prag angekommen, der Hussit gewesen und durch Zuchthaus und Peitsche zum Uebertritt zum Katholicismus gezwungen worden sei. Er sage aus, dass in Prag bereits hohe Theuerung herrsche, das Pfund Butter sei schon auf 8 Groschen gestiegen; die Pferde stürben aus Mangel an Futter.