9029. AN DEN GENERALLIEUTENANT HERZOG VON BRAUNSCHWEIG-BEVERN IM LAGER BEI KOLIN.

Im Lager bei Prag, 2. Juni 1757.

Durchlauchtiger Fürst, freundlich geliebter Vetter. Ew. Liebden Schreiben vom 1. dieses erhalte Ich heute Nachmittages, und da Ich Deroselben heute Vormittag bereits geschrieben habe,115-2 wie Ich den Obristen von Seydlitz mit einem Commando nach einer gewissen Route detachiren würde, so dienet Ew. Liebden nunmehro zur Nachricht, dass Ich gedachten Obristen von Seydlitz, da Ich dem Landfrieden nicht allerdinges getrauet, auf Kaurzim geschicket habe, so dass Ich glaube, dass, wenn man auf Ew. Liebden Seite auch dazu kommen wird, alsdenn alles, was von feindlichen Commandos der Orten ist, weglaufen und sich nicht weiter vortrauen wird.

Aus der Deposition von denen Deserteurs, so Ew. Liebden Mir eingesandt, werden Dieselbe Selbst ersehen, dass das Lager von Leopold Daun so weit von dem von Nadasdy ab ist, dass dieser ohnmöglich von der grossen Armee Succurs bekommen kann; wann es auch nicht mehr wäre, so glaube Ich, dass wir, wenn Nadasdy zurück muss,115-3 sehen könnten, ob Leopold Daun weggehet oder nicht. Gehet er nicht weg, sondern bleibet stehen, so ist [es] ein Zeichen, dass er Ordre hat, dort stehen zu bleiben und nicht wegzugehen; darnach wir uns alsdenn einrichten können. Macht er aber auf solche Attaque ein Mouvement rückwärts, so seind Ew. Liebden im Stande, davon zu profitiren, welches vor uns admirable wäre, auf dass, wenn Daun einen Marsch zurück thut und nach Deutsch-Brod oder der Orten gehet, wir alsdenn die Rekruten aus Schlesien mit Sicherheit an uns ziehen können,115-4 welches wir bis dato nicht thun dörfen. Ich bin Ew. Liebden freundwilliger Vetter

Friderich.

Nach der Ausfertigung.

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115-2 Nr. 9028.

115-3 Vergl. S. 114. 150.

115-4 Vergl. S. 72. 89.