9364. AN DEN GENERALLIEUTENANT PRINZ FERDINAND VON BRAUNSCHWEIG.

Kerspleben, 26. September 1757.

Durchlauchtiger Fürst, freundlich geliebter Vetter. Ew. Liebden Schreiben vom 25. dieses erhalte Ich sogleich heute Abend, und kann Ich wohl nicht anders als Deroselben Meinen freundvetterlichen Dank vor Ew. Liebden gegen Mich darin bezeigte, Mir aber jedesmal schon bekannt gewesene Sentiments erstatten, da Ich völlig überzeuget bin, wie viel Part Dieselben an allem, so Mich interessiret, nehmen.376-1

Was die gefangene Franzosen anbetrifft, da ist Meine Intention, dass Ew. Liebden die376-2 Officiers auf Parole relachiren können, wenn zuvorderst von ihnen eine accurate Liste mit Anführung ihres Vor- und Zunamens, Charakters und des Regiments, bei welchem sie dienen, gemachet sein wird. Die Gemeinen aber muss man recht gut halten und cajoliren. Welches Ew. Liebden denn zu besorgen beheben werden. Ich bin Ew. Liebden freundwilliger Vetter

Je ne crois pas que les Français feront grand' chose.376-3

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Kriegsarchiv des Königl. Grossen Generalstabs zu Berlin. Der Zusatz eigenhändig.

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376-1 Prinz Ferdinand hatte den König zu dem Rückmarsch der rassischen Armee (vergl. S. 364. 365) beglückwünscht.

376-2 Für das Folgende liegt eine eigenhändige Weisung in dorso des Berichts vor: „Er kann die Officiers auf Parole relachiren, und die Gemeinen muss man gut halten und cajoliren.“

376-3 In einem zweiten Erlass an Prinz Ferdinand vom 26. September äussert der König, er habe „Ursachen zu glauben, dass die Franzosen nicht weiter vorrücken werden.“ Der König verfügt, wenn die Franzosen in der Nachbarschaft des Prinzen ihre Winterquartiere einrichteten, so „werden Ew. Liebden Sich wohl zu dem Rückmarsch mit Dero Corps zu präpariren haben, weil die Umstände es noch wohl erfordern dürften, Dieselbe wiederum an Mich zu ziehen.“