9386. AN DEN OBERST VON FINCK IN DRESDEN.

Buttelstädt, 2. October 1757.

Mein lieber Obrister von Finck. Der Einhalt Eures Schreibens vom 30. dieses hat Mich in gewisser Maasse embarrassiret. In und bei jetziger Jahreszeit und immer mehr und mehr rüder und kälter werdenden Witterung einen Brunnen trinken und Promenades durch Herumfahren anstellen zu wollen, scheinet Mir im Grunde nichts anders zur Absicht zu haben, als entweder sich bei solcher Gelegenheit einmal aus der Stadt machen und solche nachher ihrem Sort überlassen, oder aber auch, bei einem sehr honneten und glimpflichen Refus, eine neue Ursache finden zu wollen, solches als Horrems, die wider die Hauptperson,397-2 so es verlanget, [auszuschreien],397-3 über Gewalt zu klagen und Mich, so viel möglich, mehr und mehr zu denigriren.

Ihr werdet also wohl thun, dass, wenn man von neuem deshalb an Euch kommen und die Antwort zu wissen verlangen wird, Ihr antwortet, deshalb geschrieben zu haben, aber wegen der Antwort in besonderer Verlegenheit wäret, da Ihr erfahren, dass ein und andere, sowohl Couriers als Estafettes, sowohl zwischen Dresden und Leipzig als auch von letzterem Orte hieher, von feindlichen herumschwärmenden Partien aufgehoben worden wären, und dass also, da Ihr bisher noch keine Antwort erhalten, Ihr solches einem solchen Zufall lediglich und alleine zuschreiben müsstet, inzwischen es an nichts fehlen lassen würdet, Euch darnach weiter zu erkundigen, und allenfalls um so viel zuversicht<398>licher nochmalen darum schreiben würdet, als Ihr versichert wäret, dass keine andere als eine gewierige Antwort darauf erfolgen würde, welche Ihr aber erwarten müsstet. Ich bin Euer wohlaffectionirter König

Friderich.

Nach der Ausfertigung.



397-2 Die Königin von Polen in Dresden. Vergl. S. 255. 305. 306; Bd. XIV, 479. 480. 484. 485. 495. 496—500. 515.

397-3 Vorlage: „ausgeschrieen zu werden“ .